Sonnenberggrat: Hochtourengefühle auf 1600 m

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Die Überschreitung vom Sonnenberggrat bei Oberammergau ist ein wahrer Klassiker in den Bayerischen Alpen. Mit Neuschnee wird es dann aber schnell zur alpinen Herausforderung. 

Sonnenberggrat: Hochtourengefühle auf 1600 Meter © GipfelfieberSonnenberggrat: Hochtourengefühle auf 1600 Meter © Gipfelfieber
Sonnenberggrat: Hochtourengefühle auf 1600 Meter © Gipfelfieber

Schon lange habe ich mir die Überschreitung vom Sonnenberggrat vorgenommen. Die Tour ist ein wahrer Klassiker in den Ammergauer Alpen und im Sommer schon eine Tour, die denen vorbehalten ist, die trittsicher sind und denen das Balancieren auf einem schmalen Grat nichts ausmacht. Wie es dann wohl sein wird, den Versuch der Überschreitung zu wagen, nachdem es Ende April bis relativ weit in die Täler noch einmal geschneit hat? Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, denke ich mir und so mache ich mich auf den Weg durchs beschauliche Oberbayern nach Oberammergau, wo ich das Auto am Parkplatz der Kolbensattelbahn abstelle.

Von Oberammergau zum Kolbensattel

Der Kolbensattel ist zugleich auch das erste Zwischenziel auf der Tour. Der Aufstieg ist unspektakulär und führt meist über breite Forstwege vorbei an der Kolbenalm und in weiten Schwüngen in einer knappen Stunde hinauf zum Kolbensattel. Dank Liften und Schneekanonen ein nur wenig Idylle versprühender Abschnitt.




Vom Kolbensattel zum Pürschling

Direkt nach dem Kolbensattel verschwindet der Weg erstmal im Wald und steigt erstmal gar nicht mehr an, sondern windet sich an den steilen Hängen unterhalb des Sonnenberggrats entlang bis er oberhalb der Josefskapelle auf den Aufstiegsweg von Unterammergau zum Pürschlinghaus trifft. Nun wird es nochmal steiler und schon nach wenigen Minuten ist die Hütte (auch August-Schuster-Haus) und der Teufelsstättkopf in Sichtweite und erstere dann ein paar Minuten später auch fast erreicht.

Am Sonnenberggrat

In der Senke vor dem letzten Anstieg zur Hütte zweigt links in südlicher Richtung der Weg zum Grat ab. Spuren gibt es keine und so spure ich im mittlerweile schweren Schnee bis zum Grat. Ein Schild weist darauf hin, dass der Sonnenberggrat nur “für Geübte” ist. Bin ich, denke ich mir und stürze mich ins Unbekannte.

Der Steig, so ich ihn finde, führt nun meist an der Nordseite des Sonnenberggrats entlang und das macht das Vorankommen schnell sehr zäh, denn hier liegt teilweise noch richtig viel Schnee und immer wieder breche ich ein gutes Stück ein. Bald wechselt der Steig auf die Südseite, wo es steil hinab geht, dafür die Sonne den Schnee aber zum großen Teil schon zum Aufgeben überredet hat. Es folgen ein paar kurze ausgesetzte Querungen, die mit Stahlseilen versichert sind, aber bald finde ich mich auf der Nordseite wieder und entdecke die letzte Markierung für lange Zeit.

Auf einem ersten namenlosen Gipfel wird es Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen. Extrem mühsam ist es, immer wieder rutscht der Schnee unter mir weg, der Halt so naja. Aber es macht Spaß! Steigeisen anlegen, Pickel raus und es geht weiter. Hochtourengefühle auf 1600 Meter Höhe. Wer hätte das gedacht!

Auf und Ab zu Sonnenberg und Zahn

So zieht es sich weiter und in einem ständigen Auf und Ab überschreite ich langsam den Sonnenberggrat. Mal direkt am Grat, wo der Schnee nicht so tief ist, oft aber auch auf der schattigen Nordseite, wo ich teils bis zur Hüfte im weißen Gold verschwinde. Noch ein kurzer und knackiger – und zum Glück schon ziemlich schneefreier – Aufstieg und der Gipfel des Sonnenbergs, mit 1622 m Höhe höchster Punkt der Tour, ist erreicht. Während das im Sommer wahrscheinlich ziemlich schnell geht, brauche ich mit dem vielen Schnee gut 1,5 Stunden bis hierhin.

Lohnen tut es sich trotzdem. Hinter mir der schon überschrittene Teil vom Sonnenberggrat, ein weiter Blick ins Graswangtal und sogar Schloss Linderhof spitzt heraus. Und voraus das, was noch kommt. Immerhin: Der Charakter ändert sich nicht wirklich. Mal am Grat, mal durch tiefen Schnee geht es weiter bis zum Zahn. Dieser beeindruckende Felszacken ist dann allerdings den Kletterern vorbehalten.

Abstieg über den Kolbensattel

Vom Zahn führt ein im Schnee nicht immer gut auszumachender Steig zurück auf das ebene Teilstück zwischen Kolbensattel und Pürschling. Über den Aufstiegsweg geht es so schnellen Schrittes in etwas unter einer Stunde zurück nach Oberammergau. Wem das noch nicht reicht, der kann in östlicher Richtung am Grat weitergehen, der bis zum Kofel führt.

Fazit

Wow, was für eine Unternehmung. Im Sommer schon eine mittelschwere Tour, im Frühjahr mit Neu- und Altschnee ist der Sonnenberggrat allerdings noch eine andere Hausnummer, die teils vor alpine Herausforderungen stellt und ein sicheres Gehen mit Steigeisen und Pickel verlangt. Bei viel Schnee besteht auf Grund der Steilheit allerdings eine nicht unerhebliche Lawinengefahr, weswegen ich dann von der Begehung abrate. Überhaupt sollte die Tour wirklich nur denen vorbehalten sein, die entsprechende Erfahrung mitbringen und gut zwischen Risiko und eigenem Können abwägen können.


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2 Kommentare

  1. […] Es ist auch noch eine andere Variante denkbar: Knapp unterhalb der Hütte biegt man rechts auf den Sonnenberggrat ab, auf welchen es bis zum Sonnenberg und weiter zum Zahn geht. Über den Kofelsteig geht es über die Kolbenalm bis nach Oberammergau. Im Winter ist der Gratübergang eigentlich weniger zu empfehlen und wird schnell zur hochalpinen Herausforderung. […]

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