Pünktlich zur Wintersaison bricht der ständig schwelende Streit zwischen Pistengehern und Skigebieten wieder aus. Wie Pistengehen so interessant werden konnte und welche Lösungen es gibt.
Wenn die ersten Flocken fallen, werden die Wintersportler nervös. Möglichst schnell und möglichst bald werden die angestaubten Ski aus dem Keller geholt, die Kanten nochmal geschliffen und die Gletscherskigebiete werden gestürmt. Dabei trifft man seit ein paar Jahren dort immer mehr Skitourengeher an, die auf der präparierten Piste im Skigebiet aufsteigen und anschließend wieder abfahren. Warum ist das so?
Inhaltsverzeichnis
Trendsport Skitouren gehen
Tourengehen ob mit Ski oder Splitboard erfreut sich seit Jahren immer weiter steigender Beliebtheit. Die Fortschritte beim Material erlauben es, dass das Skitourengehen auch für Einsteiger immer interessanter wird. Flexible Schuhe bieten ein Mehr an Komfort und ermöglichen sogar das Überwinden von felsigen Passagen, die Ski werden dazu immer leichter.
Die romantische Vorstellung, fernab von bebauten Gipfeln und präparierten Hängen die erste Spur in einen tiefverschneiten Hang zu fahren, ist fest mit dem Skitourengehen an sich verknüpft. Die Realität sieht oft anders aus: An schönen Wochenenden sind manche Touren wie die auf das Sonntagshorn in den Chiemgauer Alpen völlig überlaufen und der Trubel erinnert bald schon an das Treiben in Skigebieten.
Pistengehen
Immer mehr Tourengeher scheinen sich von der romantischen Vorstellung dann aber doch komplett verabschiedet zu haben. Ihr Ziel: Das Skigebiet. Was auf den ersten Blick völlig widersinnig erscheint, erschließt sich auch beim zweiten nicht so recht. Warum tut man sich das an?
Überzeugende Erklärungen gibt es wenige. Eine schnelle Feierabend-Tour im (vermeintlich) gesicherten Gelände. Das schnellere Vorankommen auf der präparierten Piste, wo im freien Gelände erst gespurt werden müsste. Klingt überzeugend? Nicht wirklich.
Am ehesten mag noch der Trainingsgedanke zählen, wenn es um nichts anderes als die absolvierten Höhenmeter geht und wo das Pistengehen nicht mehr als die Joggingrunde vor der Haustür ist. Die Piste und die Berge als Trainingsort. In Zeiten der ständigen Selbstoptimierung keine neue und noch weniger überraschende Begleiterscheinung.
Streitpunkt Skitouren auf Pisten
Durch die aufkommende Zahl der Pistengeher ist in den letzten Jahren ein tiefer Streit zwischen Skitourengehern und Skigebietsbetreibern entstanden, der pünktlich zum Start der Wintersaison in vielen Gebieten neuerlich ausbricht und mit mehr und mehr Verboten einhergeht.
Während die eine Seite argumentiert, die Natur sei für alle da, begegnet die andere Seite dem mit Sicherheitsbedenken. Zu gefährlich sei das Aufsteigen am Rand, abendliche Aufstiege während die Pisten präpariert werden, erhöhen die Verletzungsgefahr durch nicht sichtbare Windenseile der Pistenraupen.
Ein generelles Verbot ist so bayernweit nicht möglich, allerdings dürfen Pisten für Tourengeher zu bestimmten Zeiten gesperrt werden. Allerdings auch nur vorübergehend. In Österreich ist man da etwas zugeknöpfter und ein generelles Recht zur Benutzung von Pisten zum Aufsteigen gibt es nicht, wird vielerorts aber toleriert. Durch Pistengeher, die sich nicht an die aufgestellten Regeln halten, steht mancherorts aber bereits ein generelles Verbot im Raum, andernorts wie zum Beispiel in Flachau besteht dieses bereits.
Tagespreise für Tourengeher
In einigen Skigebieten geht man mittlerweile sogar so weit, dass die Pistengeher zur Kasse gebeten werden. So sind im Skigebiet Hinterstoder mittlerweile satte 14 Euro fällig, will man auf den präparierten Pisten aufsteigen. In Anbetracht der immensen Kosten, die Betreiber von Skigebieten für das Präparieren von Skipisten haben, aber ein angemessener Preis.
Die Argumentation der frei zugänglichen Natur verläuft im Sande, den Tourengehern bietet sich ja die Möglichkeit, auf eine Tour im freien Gelände auszuweichen, statt die gestellte Infrastruktur zu nutzen.
Quo Vadis, Tourengeher?
Und wohin gehst du, Tourengeher? Gehst du Pistentouren zu Trainingszwecken? Bist du bereit, für die Nutzung der Infrastruktur zu zahlen? Oder kannst du mit Pistentouren nichts anfangen, da es sich mit dem Grundgedanken des Skitourengehens, nämlich unterwegs im Backcountry zu sein, nicht verträgt?
Bildnachweis: Skitourenroute am Kitzsteinhorn © Niedring/Kitzsteinhorn/Kaprun
Ich persönlich finde, gerade größere Skigebiete sollten Möglichkeiten für Skitourengeher schaffen – gerne auch gegen eine kleine Gebühr. An Tagen wo die Lawinengefahr oder das Wetter die Tour abseits von Pisten eher gefährlich machen oder man nur spontan oder alleine eine Tour machen möchte, sehe ich Pistentouren durchaus als Alternative. Und gerade dann lässt ein Tourengeher auch gern etwas Geld in der lokalen Gastronomie liegen – also auch ein Gewinn für die Betreiber.
[…] unbedarften Wintersportler umgemäht zu werden, wirft Fragen auf. Nicht nur uns, sondern auch den Burschen von Gipfelfieber. Die logische Konsequenz sind völlige entnervte Liftbetreiber, die wie in so manchem Skigebiet in […]
Sehr interessanter Beitrag, danke!
[…] haben es oft nicht leicht, in Südtirol ist es sogar in den meisten Skigebieten gänzlich verboten. Auch das Carezza […]
[…] der Schönen Aussicht in Feistenau hinauf zur Karspitze aus wie ein schmaler Grat und der einzelne Tourengeher, der zur späten Stunde unterwegs ist, wirkt im ansteigenden Gelände beinahe wie ein tollkühner […]
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