Auf die Skitour, fertig, los: Hangneigung messen

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Die Beurteilung der Steilheit eines Hanges ist Voraussetzung für eine sichere Skitour. So kannst Du die Hangneigung messen.

Auf die Skitour, fertig, los- Hangneigung messen © GipfelfieberAuf die Skitour, fertig, los- Hangneigung messen © Gipfelfieber
Auf die Skitour, fertig, los- Hangneigung messen © Gipfelfieber

Die Steilheit eines Hanges ist eine der wichtigsten Punkte beim Risikomanagement auf einer Skitour. Ein absoluter Großteil (< 95 %) der Lawinenunfälle passiert in Hängen mit einer Steilheit ab 30 Grad. Ab 30 Grad gelten Hänge als steil, ab 35 Grad als sehr steil und ab 40 Grad bereits als extrem steil.

Als Faustformel gilt: Je steiler der Hang, desto größer ist die Lawinengefahr. Eine einfache Frage der Physik.

Doch wie lässt sich unterwegs beim Tourengehen zuverlässig die Steilheit eines Hanges beurteilen? Wie verraten Dir ein paar bewährte Methoden, um vor und vor allem während der Skitour die Steilheit des Geländes und die Hangneigung messen zu können.

Auf die Skitour, fertig, los

Zusammen mit den beiden Bergführern Lukas Kühlechner und Alex Klampfer aus dem schönen Montafon bereiten wir dich mit der Serie “Auf die Skitour, fertig, los” auf die Skitourensaison vor, ganz egal ob Einsteiger oder Fortgeschrittener. Mehr über Lukas und sein Unternehmen erfährst du im Interview mit ihm.

Auf unserem Youtube-Kanal veröffentlichen wir regelmäßig neue Folgen.

Alex und Lukas betreiben zusammen das Unternehmen Firmalpin, wo sie mit ihrem Know-How bei der Entwicklung von Produkten im Bergsportbereich unterstützen, aber auch Lenkungskonzepte für den Tourismus erarbeiten, Berufskletterer schulen oder Dich auf die Gipfel der Silvretta oder im Rätikon begleiten.



Unsere aktuelle Skitouren-Ausrüstung

Hangneigung messen – Übersicht

  1. Tourenplanung
  2. Geeigneter Platz zum Messen der Hangneigung
  3. Hangneigung mit Skistöcken messen
  4. Hangneigungsmesser
  5. Apps zum Messen der Hangneigung

Video: Bergführer Alex erklärt wie die Hangneigung gemessen wird

Hangneigung und Lawinenwarnstufe

Folgende Faustformel gilt für die Hangneigung im Zusammenspiel mit der jeweils vorherrschenden Lawinenwarnstufe im Aufstieg und im Abstieg:

  • Lawinenwarnstufe 2: Hänge bis max. 40 Grad Neigung
  • Lawinenwarnstufe 3: Hänge bis max. 35 Grad Neigung
  • Lawinenwarnstufe 4: Hänge bis max. 30 Grad Neigung (besser: Zuhause bleiben!)

Ständige Übung

Macht es überhaupt Sinn, die Hangneigung direkt im Hang stehend zu bestimmen oder ist es da nicht längst zu spät?

Jein. Das regelmäßige Wiederholen und ständige Üben des Messens der Steilheit des Geländes dient vor allem dazu, Hänge schon aus der Entfernung relativ sicher mit einer Abweichung von maximal +/- 5 Grad abschätzen zu können, um das Anlegen einer Spur in einem zu steilen Hang schon von vornherein zu vermeiden.

Schon nach kurzem Üben sollte eine möglichst realistische Beurteilung der verschiedenen Stufen zwischen 30 und 40 Grad möglich sein.

Hangneigung messen – So geht`s

Nicht nur während der Skitour solltest Du wissen, wie Du die Hangneigung messen kannst. Schon bei der Tourenplanung gilt es die Steilheit des Geländes zu berücksichtigen.

Bei der Tourenplanung

Mit einer guten Planung fängt jede Skitour an. Das gilt im Besonderen auch für die Steilheit des Geländes, die zwar nicht ganz so präzise wie während der Tour, aber doch zumindest recht gut bestimmbar ist.

Schon mit normalen Karten ist auch die Hangneigung abschätzbar. Je enger die Abstände zwischen den Höhenlinien auf der Karte sind, desto steiler ist das Gelände. Nicht nur die Steilheit lässt sich so grob bestimmen, auch die Geländeform lässt sich daraus ablesen.

Noch besser ist die Verwendung von digitalen Karten, die mittels Farben die unterschiedlichen Steilheiten darstellen. Bereiche bis 30 Grad sind darin in der Regel gelb gekennzeichnet, Bereiche bis 35 Grad Orange und ab 40 Grad macht ein Rot das Gefahrenpotential deutlich.

Ein empfehlenswertes und vor allem auch kostenloses Tool ist die Karte von Openslopemap.org, mit dem sich die Hangneigung abschätzen lässt, wobei die farblichen Markierungen hier sogar noch etwas feiner sind, was die Tourenplanung verbessert.

Wo wird die Hangneigung gemessen?

Genauso wichtig wie die vorherige Planung ist schließlich auch die Umsetzung im Gelände und wie hier die Hangneigung gemessen werden kann.

Wichtig ist allerdings auch, wo die Hangneigung gemessen wird, denn im natürlichen Gelände kann die Steilheit innerhalb weniger Meter gewaltig variieren. Ein zu kleines Messfeld (z.B. 5 mal 5 Meter) ergibt wahrscheinlich ein verzerrtes Bild und eine zu steile Einschätzung der Hangneigung.

Empfehlenswert ist daher ein Gebiet von einer Größe von ca. 20 mal 20 Metern als Bezugsfläche zu nehmen und die Hangneigung hier im Ganzen zu beurteilen.

Die Hangneigung wird hier an mehreren Punkten gemessen. Der Durchschnittswert wird der tatsächlichen Hangneigung weitestgehend entsprechen.

Je höher die Lawinenwarnstufe ist, desto größer sollte der Bereich sein, der in die Beurteilung mit einfließt.

1. Hangneigung mit Skistöcken messen

Die bewährteste Methode zur Messung der Steilheit, die ohne jede digitale Helferlein auskommt, ist die Skistock-Methode.

So funktioniert die Bestimmung der Steilheit mit den Skistöcken (sog. Stocktest):

  • beide Stöcke müssen auf die gleiche Länge eingestellt sein
  • Skistock mit Spitze nach oben parallel zum Hang im Schnee ablegen
  • Skistock nun anheben, wobei die Spitze des Stocks am gleichen Punkt bleibt
  • den zweiten Skistock am Griff des ersten Skistocks auspendeln, so dass er senkrecht baumelt
  • pendelt sich der Stock genau beim Abdruck des Griffs des ersten Stocks aus, beträgt die Hangneigung 30 Grad
  • pendelt sich der Stock mit dem Ende oberhalb des Abdrucks ein, ist der Hang flacher als 30 Grad
  • pendelt sich der Stock mit der Spitze unterhalb des Abdrucks ein, ist der Hang steiler als 30 Grad
  • Faustformel: pro Abweichung um 10 Zentimeter nach oben ist der Hang drei Grad flacher; pro Abweichung um 10 Zentimeter nach unten ist der Hang drei Grad steiler

2. Hangneigungsmesser

Hangneigungsmesser sind kleine Geräte, die am Skistock befestigt werden und so jederzeit griffbereit sind.

So geht`s:

  • Skistock parallel zum Hang im Schnee ablegen
  • Hangneigung ablesen

3. Apps zum Messen der Hangneigung

Ähnlich wie beim Hangneigungsmesser für den Skistock wird auch die Hangneigung mit dem Smartphone gemessen. Es gibt einige Apps, die teilweise bereits fester Bestandteil des Smartphone-Betriebssystems sind. Einfach die App öffnen, Smartphone auf den im Schnee parallel zum Hang platzierten Skistock legen und die Hangneigung ablesen.

Folgende Apps kannst Du nutzen, um die Hangneigung beim Skitourengehen zu messen:

  • integrierte Wasserwaage bei iOS
  • SnowSafe
  • alpenvereinaktiv
  • Lawine Tirol
  • Hangneigung
  • White Risk

Faustformel zur Schätzung der Hangneigung

Eine Faustformel, um die Hangneigung bei der Skitour (auch von weitem) schon abschätzen zu können:

  • ab 30 Grad Steigung: Spitzkehren werden nötig
  • felsdurchsetztes Gelände: < 40 Grad

Alle Teile im Magazin

Fazit

Die Hangneigung sicher abschätzen zu können, ist in erster Linie eine Sache der Übung, um so Hänge meiden zu können, die zu steil und so anfälliger für Lawinen sind. Die einfachste Möglichkeit, unterwegs die Hangneigung zu messen, ist die Verwendung von Smartphone-Apps.

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