Von Kreuzotter bis Ringelnatter: Wir zeigen Dir, auf welche Schlangen Du beim Wandern und Bergsteigen in den Alpen treffen kannst.
Gerade im Frühjahr kommt es beim Wandern häufiger zur Begegnung mit Schlangen. Nach der langen Winterruhe bringen sich Schlangen wieder auf Temperatur. Als Kaltblüter können sie ihre Körpertemperatur nicht selber regulieren, sondern sie sind auf die wärmende Sonne angewiesen. Und so passiert es gerade zu Beginn der Wanderzeit öfter, dass Schlangen am Wegesrand auf Steinen liegend Sonne tanken oder sich sogar mitten auf Pfaden und Steigen platziert haben.
Wir zeigen, auf welche Arten Du in den Alpen treffen kannst, verraten Dir Tipps bei einer Begegnung und was Du im Fall eines Schlangenbisses tun musst.
Inhaltsverzeichnis
Schlangenarten
Diese Arten gibt es im nördlichen Alpenraum:
- Kreuzotter
- Aspisviper
- Ringelnatter
- Barren-Ringelnatter
- Würfelnatter
- Äskulapnatter
Die Sache mit der Blindschleiche
Auch wenn die Blindschleiche auf den ersten Blick wie eine Schlange aussieht: Blindschleichen sind keine Schlangen, sondern gehören biologisch zur Gattung der Echsen. Charakteristisch ist ihr glänzendes Aussehen, dem sie auch den Namen verdankt (wohl auf das Althochdeutsche “blendend” zurückzuführen). Wie eine Eidechse auch kann die Blindschleiche ihren Schwanz förmlich abstoßen und sie lebt anschließend weiter. Auch die Kopfform erinnert viel eher an den einer Eidechse als an den einer Schlange.
Kreuzotter
Die Kreuzotter (lat. vipera berus) ist eine Giftschlange, die in Deutschland und auch im bayerischen und österreichischen Alpenraum beheimatet ist. Die Farbe ihrer Schuppen variiert von Braun über Okker bis Grau (Weibchen sind oft braun, teils sogar mit einem Rotstich). Sie hat eine markante und charakteristische Zickzack-Linie auf dem Rücken. Trotz ihres Giftes ist die Kreuzotter für den Menschen nur selten gefährlich, da sie normalerweise nicht aggressiv ist und sich schnell zurückzieht. Ein Kreuzotterbiss ist nicht tödlich, stellt nur für Allergiker und Kinder eine größere Gefahr dar.
In den Alpen ist oft auch die komplett schwarze Höllenotter anzutreffen. Bei ihr handelt es sich um eine Variante der Kreuzotter, die lediglich eine andere Färbung hat.
Der Lebensraum der Kreuzotter ist relativ weitläufig. Sie leben in Wäldern, aber auch in höheren felsigeren Regionen, gern auch in der Nähe von Mooren. Als Kaltblüter suchen sie gerade im Frühling bevorzugt sonnige Stellen auf, um ihre Körpertemperatur zu erhöhen. Manchmal sitzen sie sogar im Klettersteig.
Aspisviper
Die Aspisviper (lat. vipera aspis) ist eine giftige Schlange, die in verschiedenen Regionen Europas anzutreffen ist. Ihr Äußeres zeichnet sich durch eine graubraune bis olivgrüne Farbe aus, auf der sich dunkle Flecken oder Zickzack-Linien befinden können. Die Aspisviper hat eine robuste Gestalt und kann eine Länge von bis zu 80 Zentimetern erreichen.
Der Lebensraum der Giftschlange erstreckt sich überwiegend über Waldgebiete, Wiesen, Heiden und Gebüsche. Man findet sie sowohl in bergigen Regionen als auch in tieferen Lagen. Die Aspisviper ist unter anderem in den südlichen Alpen, den Pyrenäen, den Karpaten und einigen Teilen Südosteuropas anzutreffen. Im deutschen Alpenraum ist sie allerdings nicht beheimatet, lediglich im südlichen Schwarzwald kann sie angetroffen werden.
Das Gift der Aspisviper ist etwas giftiger als das der Kreuzotter, aber nur selten tödlich. Sie ist aber in der Regel nicht aggressiv und beißt nur, wenn sie sich bedroht fühlt.
Fotos: Jean Nicolas
Ringelnatter und Barrenringelnatter
Die ungiftige Ringelnatter (lat. natrix natrix) ist in verschiedenen Farbvarianten anzutreffen, von olivgrün über braun bis hin zu grau. Charakteristisch sind ihre gelben Kehlflecken am Kopf. Ihren Namen verdankt sie ihren charakteristischen Ringeln an Kopf und Körper. Die Barrenringelnatter – mittlerweile wird sie als eigene Art (lat. natrix helvetica) betrachtet – zeichnet sich durch meist schwarze große Striche am Körper (Barren) aus.
Ringelnattern bewohnen eine Vielzahl von Lebensräumen und sind vor allem an Gewässern anzutreffen. Sie sind gute Schwimmer und können sich auch unter Wasser fortbewegen. Barrenringelnattern sind in den Alpen ebenfalls an Bächen und kleinen Seen anzutreffen und im deutschen Raum wahrscheinlich mittlerweile weiter verbreitet als die “normale” Ringelnatter.
Beide Arten ernähren sich hauptsächlich von Amphibien, Fischen und kleinen Säugetieren. Sie sind nicht aggressiv und fliehen normalerweise bei Annäherung. Ringelnattern sind bekannt für ihr “Sonnendbaden”, bei dem sie sich auf erhöhten Stellen sonnen, um ihre Körpertemperatur zu regulieren.
Würfelnatter
Das Äußere von Würfelnattern (lat. natrix tesselata) ist unverwechselbar, da ihr Körper von quadratischen Fleckenmusterungen in dunklen und hellen Farben geziert wird, ähnlich einem Schachbrett. Diese Musterung variiert zwischen den individuellen Tieren und kann von braun über grau bis hin zu rötlich oder gelblich reichen.
Würfelnattern bevorzugen feuchte Lebensräume wie Ufergebiete von Flüssen, Seen oder Teichen sowie sumpfige Wiesen und Moore. Sie sind ausgezeichnete Schwimmer und Taucher, was ihnen bei der Jagd nach Amphibien und Fischen zugutekommt. Sie sind eher tagaktiv und sonnen sich gerne auf Felsen oder Baumstümpfen, um ihre Körpertemperatur zu regulieren.
Würfelnattern sind nicht giftig, sie können bei Gefahr aber doch zubeißen und ihr Maul weit öffnen, um sich zu verteidigen. Sie sind im Allgemeinen jedoch scheue und zurückhaltende Tiere, die versuchen, Konfrontationen zu vermeiden.
Äskulapnatter
Die Äskulapnatter (lat. Zamenis longissimus) ist im Alltag allgegenwärtig, ohne dass sich dessen viele bewusst sind. Im Logo der Apotheken ist es eine Äskulapnatter, die sich um einen Stab wickelt und aus einem Kelch trinkt. Der sogenannte Äskulapstab ist vor allem im medizinischen Bereich weit verbreitet und oft anzutreffen.
Mit ihrer Länge von bis zu zwei Metern (Männchen werden in der Regel etwas größer als Weibchen) gilt die Äskulapnatter als eine der größten Schlangenarten in ganz Europa. Ihre Farbe reicht von einem hellen Braun über einen dunkleren Olivton bis hin zu einem hellen Schwarz. Der Bauch ist meist deutlich heller (grün-gelb bis weiß), wobei es bei dunklen Exemplaren auch anders sein kann. Durch die weiße Umrandung der Schuppen an der Seite entsteht der Eindruck einer Längszeichnung entlang des Körpers.
Die Äskulapnatter triffst Du in den Alpen nur ganz selten an. Zwar gibt es sie in Österreich und auch im deutschen Raum, jedoch sind sie seltener auf Höhen über 1.000 Metern anzutreffen. Die Äskulapnatter bevorzugt feuchtwarme Standorte.
Die Äskulapnatter ist nicht giftig und ernährt sich bevorzugt von Mäusen, anderen kleinen Nagetieren wie Siebenschläfern, Maulwürfen oder Eichhörnchen, Eidechsen aber auch Vögeln, die sie entweder mit ihren Kiefern zerdrückt oder erwürgt, indem sie sich um ihre Opfer wickelt.
Weitere Schlangenarten
Folgende Arten können in den Alpen auch angetroffen werden, wobei das gerade im nördlichen Alpenraum eher unwahrscheinlich ist:
- Schlingnatter (oder auch Glattnatter)
- Europäische Hornotter (auch Sandviper; giftig; Verbreitungsgebiet: südlicher Alpenraum)
- Gelbgrüne Zornnatter (Verbreitungsgebiet: südlicher Alpenraum)
Verhalten beim Antreffen von Schlangen
Beim Wandern in den Bergen auf eine Schlange zu treffen, ist eher unwahrscheinlich und selbst bei etlichen Touren lassen sich die Begegnungen mit Schlangen oft an einer Hand abzählen. Schlangen haben einen unwahrscheinlich stark ausgeprägten Sinn für Vibrationen und so sind sie in der Regel schon längst weg, wenn Wanderer und Bergsteiger die Stelle passieren, um in kleinsten Felsspalten oder in dichtem Gestrüpp Unterschlupf zu finden.
Hast Du doch das Glück auf eine zu treffen, verhalte Dich einfach wie folgt:
- Abstand wahren
- nicht nachstellen oder in die Enge treiben
- nicht versuchen für ein Foto zu fangen (oder zu küssen!)
Verhalten bei einem Schlangenbiss
Passiert es doch, dass eine Schlange zubeißt, so muss unterschieden werden. Handelt es sich bei dem Tier um eine ungiftige Natter so ist der Biss in aller Regel beinahe schmerzlos und hat keine Folgen. Auch die Gefahr, sich mit Bakterien oder ähnlichem zu infizieren, ist extrem gering.
Beim Biss einer giftigen Schlange wie der Kreuzotter oder der Aspisviper ist es in erster Linie wichtig, ruhig zu bleiben. Ein Foto hilft den Übeltäter zu identifizieren und entsprechend zu reagieren. Mit einem lockeren Verband kann die Bissstelle versorgt werden. In jedem Fall sollte der Schlangenbiss ärztlich untersucht werden. Auftretende Schwellungen werden symptomatisch behandelt. Viel Flüssigkeit kann dabei helfen, das Gift schneller aus dem Körper zu bekommen.
Das Aussaugen der Wunde, aber auch das Abbinden des betroffenen Körperteils wird dagegen nicht empfohlen. Gerade bei giftigeren Schlangenarten kann sich das Risiko sogar noch erhöhen.
Fazit
Beim Wandern und Bergsteigen in den Alpen auf eine Schlange zu treffen, ist zwar nicht ganz unwahrscheinlich, aber es wird doch eher selten passieren. Mit etwas Abstand kannst Du die grazilen Tiere, die zugleich furchteinflößend und doch elegant sind, ruhig beobachten.
Hallo Andreas, in der Aufzählung fehlt noch die Hornotter oder auch Sandviper genannt.
Diese kommt in den Südalpen, in Österreich Kärnten und Steiermark vor.
Das Tier ist giftiger als die beiden genannten Giftschlangen, bei gebissenen Kindern können durchaus Todesfälle auftreten.
Grüße aus Radeberg
Udo
Danke für die Ergänzung, Udo. Warum auch immer hatte ich die Aspisviper als Europäische Hornotter bezeichnet, aber das ist falsch. Habe die Hornotter nun weiter unten noch ergänzt, ohne aber zu detailliert auf sie einzugehen.
Schöne Grüße aus dem Süden
Andi