Safiental – Wo die Uhren rückwärts und doch vorwärts gehen

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Das Safiental im Schweizer Kanton Graubünden ist weit davon entfernt als Touristenhochburg durchzugehen. Vielmehr scheint die Zeit hier still zu stehen. Und trotzdem hat man es geschafft, dass die ganze Welt ihren Blick auf das kleine Tal richtet.

Safiental - Wo die Uhren rückwärts und doch vorwärts gehen © Wandernbonn.deSafiental - Wo die Uhren rückwärts und doch vorwärts gehen © Wandernbonn.de
Safiental – Wo die Uhren rückwärts und doch vorwärts gehen © Wandernbonn.de

“Wenn du die böse Welt vergessen willst, komm hier her, setz dich in einen Sessel und schau einfach hinaus”, entfährt es Christian als wir schon kurz bevor uns das Postauto wieder einsammelt, von der Veranda des Hotels Alpenblick in Tenna den Blick über das sonnige und immer noch tief verschneite Tal schweifen lassen. Mehr Worte braucht es im Grunde gar nicht, um festzuhalten, was das Safiental wohl am ehesten ausmacht: Abgeschiedenheit, Ruhe, Zufriedenheit.

Das Safiental – Daten und Fakten

So ähnlich dachten wohl auch die Walser als sie sich Ende des 12. Jahrhunderts aufmachten, um die abgelegeneren und unzugänglicheren Täler zu besiedeln und zu bewirtschaften. So auch das Safiental, eines von 150 Tälern im schweizerischen Graubünden, das sich von der Rheinschlucht im Norden bis nach Wannen im Süden am Fuße der zahllosen Fast-3000er über knapp 25 Kilometer erstreckt. Nur etwa 1000 Einwohner leben heute noch hier.

Hinsetzen und die böse Welt vergessen © Gipfelfieber.com

Dass es hier ruhig zugeht, merkt man schon beim Passieren der ersten Dörfchen noch bevor man wirklich ins Safiental hineinfährt. Sobald man tiefer und tiefer in das Tal vordringt, offenbart sich mehr und mehr, dass es sich viel von seiner Ursprünglichkeit behalten hat. Die Natur ist allgegenwärtig. Die kleinen Dörfchen, die sich irgendwie in den steilen Hängen eingenistet haben, wirken als wäre die Zeit hier stehen geblieben. Industrie “sucht” man hier vergebens.




Stehen geblieben ist die Zeit allerdings nicht. Sie läuft nur langsamer. Alles ist ruhiger. Alles ist entspannter, fernab vom Stress der Großstadt, fernab vom Stress und dem Rummel der großen Skigebiete.

Der weltweit erste Solarskilift

Und trotzdem schaffte es das kleine Örtchen Tenna, mittendrin im Safiental gelegen, vor ein paar Jahren, die Weltpresse für sich zu interessieren. Nämlich mit dem weltweit ersten Skilift, der komplett von Solarstrom angetrieben wird. Dabei sind die Solarpanels nicht auf irgendwelchen Dächern in der Nähe verbaut, sondern direkt über dem Schlepplift selbst.

Der weltweit erste Solarskilift in Tenna © Gipfelfieber.com

Bis 2011 fuhr im beschaulichen Familienskigebiet in Tenna ein Schlepplift, der aber dringend einer Renovierung bedurfte, die der Betreiber nicht mehr tragen wollte. So kam es, dass sich im Dorf eine Genossenschaft bildete, die den Lift übernahm und so entstand auch irgendwann die Idee, den Schlepplift komplett mit Solarenergie zu betreiben. Dem Widerstand von Umweltverbänden (sic!), der sich mit der Atomkatastrophe von Fukushima wie durch ein Wunder auflöste, zum Trotz wurde im Dezember 2011 der komplett privatfinanzierte Solarskilift eröffnet. Die Solarpanels reichen heute aus, den Energiebedarf des Lifts komplett zu decken. Tatsächlich produzieren die extrem effektiven Panels, die auch bei Nebel arbeiten, sogar 15x mehr Energie als verbraucht wird. Dazu kommt, dass die neue Anlage theoretisch 800 Leute pro Stunde transportieren könnte. Dann wäre es mit der angenehmen Liftfahrt aber vorbei, so dass die Anlage tatsächlich weit unter Volllast läuft.

Wie bei allen guten Ideen finden sich schnell auch Nachahmer. Der Gastgeber der Olympischen Winterspiele 2018 Südkorea zeigte sich derart begeistert vom Konzept, dass dort wohl der nächste Solarskilift eröffnet werden wird.

Was es sonst zu entdecken gibt

Neben dem beschaulichen Skigebiet in Tenna bietet das Safiental vor allem im vermeintlich ausklingenden Winter ein wahres Eldorado für Skitourengeher oder Schneeschuhwanderer. Eine Sammlung von Tourenempfehlungen gibt es hier. Im Sommer warten die prächtigen Gipfel dann darauf per Fuß oder Bike bezwungen zu werden. Panoramagondeln, die die Gipfel auch dem Berguntauglichen erschließen, findet man dagegen nicht. Ohne Schweiß geht hier nichts.

Mit weit weniger Schweiß lässt sich aber ein weiteres Highlight direkt am Eingang des Tals betrachten. Und das tut man am besten von einem erhöhten Standpunkt, wo man den Blick in und über die gewaltige Rheinschlucht schweifen lassen kann. Vor allem die etwas abenteuerliche Straße von Versam nach Bonaduz lohnt sich wegen ihrer atemberaubenden Tiefblicke auf den noch jungen Rhein.

Unterkünfte – Bescheidenheit statt Luxus

Fünf-Sterne-Luxusresorts braucht man im Safiental nicht zu erwarten. Vielmehr warten hier einfache Berggasthöfe auf die Besucher. Das urige Gasthaus Rössli in Versam vermag mit seiner hervorragenden regionalen Küche mit Capuns und herrlichem Bündnerfleisch zu punkten, während man vom schon eingangs erwähnten Hotel Alpenblick in Tenna wohl den schönsten Blick ins Tal genießen kann. Die ehemalige Jugendherberge wird im Moment nach und nach von Grund auf renoviert und wird wahrscheinlich zum kommenden Winter fertig.

Fazit

Nur kurz währte mein Abstecher ins Safiental. Und doch hat er einen bleibenden Eindruck hinterlassen, bei dem vor allem die Ruhe und die Zufriedenheit, die die Menschen hier ausstrahlen, zurückbleiben. Von der traumhaften, nahezu unberührten Natur ganz zu schweigen. Liebes Safiental, soviel ist gewiss, ich freue mich, dich bald noch näher kennenzulernen.

Weitere Informationen

www.safiental.ch, www.surselva.info, Solarskilift TennaGasthaus Rössli, Pension Alpenblick, Bericht von Angelica auf wandernbonn.de

*Hinweis: Die Reise ins Safiental erfolgte auf Einladung von Graubünden Ferien. Meinung und Eindrücke sind trotzdem mir.


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