Anspruchsvolle Bergtour: Vom Karwendelhaus über die Ödkarspitzen zur Birkkarspitze

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Eingebettet zwischen der Nördlichen Karwendelkette und der Karwendelhauptkette liegt das Karwendelhaus. Von dort startet die klassische Tour über den Brendelsteig, der über die Ödkarspitzen und auf die Birkkarspitze führt.

Rund um das Karwendelhaus - Königstour auf die Birkkarspitze © Gipfelfieber.comRund um das Karwendelhaus - Königstour auf die Birkkarspitze © Gipfelfieber.com
Rund um das Karwendelhaus – Königstour auf die Birkkarspitze © Gipfelfieber.com

Die schroffe und zugleich karge Bergwelt des Karwendels erinnert teilweise an eine Mondlandschaft. Kein Grün ist zu sehen. Nur ab und an zwängt sich eine kleine krautige Pflanze in der Steinwüste hervor. Beinahe wirkt es wie eine verlorene Ödnis und es braucht nicht viel Fantasie, um darauf zu kommen, wo die Ödkarspitzen ihren Namen her haben. Über die führt vom Karwendelhaus eine anspruchsvolle und sehr einsame Tour, die mit der Birkkarspitze zugleich den höchsten Gipfel des Karwendels zum Ziel hat.

Die Tour über die Ödkarspitzen auf die Birkkarspitze ist auch im Wanderführer “Vergessene Steige – Bayerische Alpen” enthalten. Das Buch ist bei Amazon erhältlich.

Zum Karwendelhaus

Mehrere Wege führen aufs Karwendelhaus und alle haben eins gemeinsam: Sie sind lang. Die Aufstiege starten in Hinterriß oder in Scharnitz.

Aufstieg von Hinterriß

Wir passieren den Sylvensteinstausee und Vorderriß und halten, ständig die mächtigen Erhebungen, die geradezu abweisend wirken, vor Augen, auf Hinterriß und die Nördliche Karwendelkette zu. Vorbei geht es am Museum des Alpenparks und weiter auf die Mautstraße in Richtung Eng (4,50 € am Tag). Nach etwas mehr als einem Kilometer lassen wir das Auto auf dem Parkplatz zur Rechten zurück.

Von nun an geht es meist nur mäßig steil, aber dafür lang durch das Johannestal hinauf, immer geradewegs auf die Moserkarspitze zu, die von hier unbezwingbar aussieht. Der Weg macht bald einen Schwenk nach rechts und wir passieren den kleinen Ahornboden, wo die Blattfärbung schon langsam eingesetzt hat. Mitte/Ende September erreicht das farbige Spektakel hier seinen Höhepunkt.

Hier trennen sich die Wege der Wanderer und derjenigen, die mit dem Mountainbike unterwegs sind. Es geht weiter unschwierig und nur leicht ansteigend bis zum Hochsattel auf 1.800 Meter und von dort etwa fünf Minuten wieder ein paar Höhenmeter bergab zum Karwendelhaus. Nach etwa drei Stunden ist die Hütte erreicht.

Aufstieg von Scharnitz

Der Aufstieg von Scharnitz durch das langgezogene Karwendeltal ist ihrer Länge von knapp über 17 Kilometern sogar noch etwas länger. Hier empfiehlt es sich, das Mountainbike als Unterstützung zu nehmen, das zumindest den Abstieg zurück nach Scharnitz exorbitant beschleunigt. Noch schneller geht es natürlich mit dem E-Bike, dessen Akku je nach eigenem Kraftaufwand am Karwendelhaus beinahe leer sein dürfte. Mit Ladegerät im Gepäck ist es seit einer Weile aber möglich, direkt an der Schutzhütte inmitten des Karwendels den E-Bike-Akku zu laden.

Im Karwendelhaus

Im Karwendelhaus sollte man unbedingt reserviert haben. Wer nicht im vollen Lager nächtigen möchte, bucht am besten lange vorher ein Zimmer und hofft dann auf das Wetter. Am Abend lassen wir uns verköstigen. Hüttenwirt Andreas setzt sich kurz an jeden Tisch, klärt über das Wetter des kommenden Tages auf und gibt Tipps für die bevorstehenden Touren.

Hirschbrunft am Karwendelhaus

Ab Anfang September ist im Karwendelgebirge für knapp zwei bis drei Wochen die Hirschbrunft in vollem Gange. Sehen tut man davon allerdings nicht viel. Wenn man allerdings im Dunkeln vor der Hütte steht, kann man die Hirsche deutlich vernehmen, die lauthals um die Gunst der Damenwelt buhlen.




Bergtour über die Ödkarspitzen und zur Birkkarspitze

Aufstieg über den Brendelsteig

Nach einer Nacht im Matratzenlager brechen wir am nächsten Morgen in Richtung der Birkkarspitze auf. Der Steig beginnt direkt hinter der Hütte, wo Lawinenverbauungen umklettert werden müssen. Stahlseile bieten hier genügend Halt und Sicherheit. Anschließend geht es einfach durch Latschen hindurch und etwa 20 Minuten nach dem Aufbruch von der Hütte teilt sich der Weg. Links geht es hinauf zum 2.192 Meter hohen Hochalmkreuz, geradeaus durch das Schlauchkar direkt auf die Birkkarspitze (den Weg nehmen die meisten anderen Bergsteiger) und rechts ist der Brendelsteig über die Ödkarspitzen ausgeschrieben.

Dem letztgenannten folgen wir zunächst leicht bergab. Anschließend queren wir die steilen Nordabbrüche der Ödkarspitzen in einem Schuttfeld und beäugen eine Gruppe Gämsen weiter oben. Nachdem wir den Schutt verlassen, windet sich der Weg in sehr sehr steilem Gelände durch Latschen bis auf etwa 2.100 Meter.

Der weitere Steig zeichnet sich von hier zunächst gut ab. Über den Grat geht es teils ausgesetzt und gesichert auf eine steile Wand zu und wir fragen uns, wo dort eigentlich der Steig lang gehen soll. Mitten hindurch? Erst etwa 50 Meter bevor wir die fragliche Stelle erreichen, stellen wir fest, dass sich der schmale Pfad rechts um den Fels windet. Ein paar wenige anspruchsvollere Stellen werden überwunden und alsbald stehen wir wieder im Schutt an dessen Rand der Steig recht gerade auf eine Scharte hinführt.

Von der Westlichen zur Östlichen Ödkarspitze

Vor Erreichen der Scharte windet sich der Weg hart nach links und der von hier weniger furchterregende Gipfelaufbau der Westlichen Ödkarspitze (2.712 m) liegt vor uns und wird in wenigen Minuten bezwungen. Von hier geht es in etwa fünfzehn und weiteren zwanzig Minuten weiter auf die Mittlere Ödkarspitze (2.745 m) und die Östliche Ödkarspitze (2.739 m).

Woher die Spitzen ihren Namen haben, wird bei einem Blick in die Umgebung schnell klar. Hier oben ist nichts. Kein Grün. Kein Braun. Gar keine Farben. Nur das Grau des porösen Kalks umgibt uns hier. Fast könnte man meinen, man sei auf einem anderen Planeten oder dem Mond. Nur die Bäume und das Grün der entfernten Täler lässt uns das nicht glauben.

Zum Schlauchkarsattel & Aufstieg zur Birkkarspitze

Ab der Westlichen Ödkarspitze nehmen die Schwierigkeiten nun spürbar zu. Der Pfad folgt in etwa dem sehr steilen Gratverlauf und an mehreren Stellen nehmen wir das gespannte Stahlseil dankend zu Hilfe. Trittsicherheit ist unbedingt nötig. Wir steuern immer weiter auf die kleine Schutzhütte in der Scharte (dem sog. Schlauchkarsattel) zu und hier ist der Weg teils nur schwer zu finden. Wir quälen uns erst im Geröll nach unten, um uns anschließend auf dem Steig, der vom Hinterautal und über das Westliche Birkkar heraufführt, wiederzufinden.

Im Schlauchkarsattel angekommen, wird kurz die Birkkarhütte inspiziert. Die offenbart, dass das Nötigste zwar vorhanden ist. Statt einem Bett oder einem Lager gibt es allerdings nur einen Tisch. Auch eine Kochmöglichkeit sucht man vergebens. Es handelt sich bei der Birkkarhütte eben nur um eine reine Notfallhütte, die vor ein paar Jahren aber für vom Schlechtwetter überraschte Tourengeher zum Rettungsanker wurde.

Über einen kurzen Aufschwung, der per Stahlseil gesichert ist, geht es nun an die letzten Höhenmeter zum höchsten Gipfel des Karwendels, der Birkkarspitze (2.749 m). Der ist dann ohne größere Schwierigkeiten nach etwa 15 weiteren Minuten erreicht (etwa 4,5 h Gehzeit ab dem Karwendelhaus). Von hier reicht der Ausblick hinüber zum Hochalmkreuz, zur Östlichen Karwendelspitze, weit hinein in die Zentralalpen und natürlich ins nahezu komplette Voralpenland. Das Karl-Schuster-Biwak versteckt sich hinter der Laliderer Spitze, die im weiteren Gratverlauf vom Gipfel gen Osten ausgemacht werden kann.

Abstieg über das Schlauchkar

Abstieg durch das Schlauchkar © Gipfelfieber.com

Vom Gipfel geht es zurück zur Scharte und der kleinen Hütte. Die wird passiert und anschließend führt der Weg nördlich hinein ins Schlauchkar. Der ist anfangs etwas steiler, später aber lässt sich das Kar in rasanter Abfahrt im Geröll recht schnell hinter sich bringen. Bald treffen wir wieder auf die Gabelung zum Brendelsteig und den Rest des Weges geht es wie am Morgen in anderer Richtung zurück zum Karwendelhaus (insgesamt etwa 6 Stunden Gehzeit). Von dort geht es entweder über das Karwendeltal oder das Johannestal zurück zum Ausgangspunkt.

Fazit

Als Tagestour ist die Besteigung der Birkkarspitze mit der Überschreitung der Ödkarspitzen über den Brendelsteig im Karwendelgebirge vom Tal aus recht ambitioniert. Daher empfiehlt es sich die durchaus schwierige Tour auf zwei Etappen (oder als Bike & Hike-Tour) aufzuteilen und zumindest eine Nacht im Karwendelhaus zu bleiben. So bleibt auch genügend Zeit, die raue Bergwelt des Karwendels auf sich wirken zu lassen. Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und eine gute Kondition sind Voraussetzung für die lange Bergtour.


Informationen zur Tour

Ausgangspunkt: Rißtal, alternativ: Scharnitz

Endpunkt: Rißtal, alternativ: Scharnitz

Höchster Punkt: Birkkarspitze, 2749 m

Anfahrt: Bus & Bahn: bis Hinterriß; alternativ: Scharnitz Bahnhof; Auto: Bad Tölz über Sylvensteinspeicher, Vorderriß bis Hinterriß; alternativ: von München A95 bis Garmisch-Partenkirchen und weiter bis Mittenwald und Scharnitz; Parkplatz Länd direkt an der Isar

Gehzeiten: Scharnitz/Hinterriß – Karwendelhaus (3 h) – Abzweig (20 min) – Sattel (1 h) – Westliche Ödkarspitze (1,5 h) – Schlauchkarsattel & Birkkarhütte (1 h) – Birkkarspitze (20 min) – Schlauchkarsattel & Birkkarhütte (20 min) – Karwendelhaus (1 h) – Scharnitz/Hinterriß (2 h)

Einkehr: Karwendelhaus

Informationen: Alpenwelt Karwendel, Mittenwald, www.alpenwelt-karwendel.de

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10 Kommentare

  1. […] nach meinen Examensklausuren im September dem Trubel für ein paar Tage entfliehen zu können. Erst drei Tage im Karwendel bei königlichem Wetter, röhrenden Hirschen und herrlichen Touren. Und direkt im Anschluss fünf […]

  2. Wir sind auch immer wieder im Karwendel unterwegs – zuletzt zum Schachenhaus und zur Höllentalangerhütte. Deine Tour ist echt spitze und kommt nächstes Jahr auf die Agenda. Vielen Dank dafür.

    Gruß

    Sebastian

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