Rotwand – Mit Board und ohne Reibn

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Unweit des Spitzingsees wartet mit der Rotwand wohl der Münchener Hausberg schlechthin. Und so tummeln sich an schönen Wintertagen dort etliche Skitourengeher. Mit dem Snowboard dagegen ist man einsamer Exot. 

Rotwand - Mit Board und ohne Reibn © GipfelfieberRotwand - Mit Board und ohne Reibn © Gipfelfieber
Rotwand – Mit Board und ohne Reibn © Gipfelfieber

So richtig viele Tage mit diesem Wow-Effekt stehen diese Wintersaison ja irgendwie noch aus. Aber ab und an hat man Glück. Dass man an solchen Tagen nicht allein unterwegs ist, kann man erwarten. Erst recht an der Rotwand. Im Spitzingsee-Gebiet erhebt sie sich mit ihren 1884 Metern über dem Alpenvorland. Gut erreichbar, eine Hütte unterwegs, das macht sie zum wohl beliebtesten Gipfel im weiteren Münchener Umland. Und so kommt es, dass hier sowohl im Sommer als auch im Winter immer einiges los ist. Vor allem, wenn sich ein sonniger Tag nach einem Neuschneetag ankündigt.

Das geht ja gut los

Die erste Hiobsbotschaft folgt schon am Abend vor der geplanten Tour beim Ausladen. Splitboard: Check. Boots: Check. Rucksack: Check. Lawinenausrüstung: Check. Teleskopstöcke: Check. Felle: Fehlanzeige.

Schlechte Laune macht sich kurz breit. Wofür ein Splitboard, wenn ich die dazugehörigen Felle im Keller liegen lasse? Bleibt die alte klassische Variante: Schneeschuhe ausleihen und das Snowboard auf den Rücken schnallen. Dann eben so.

Vom Spitzingsee zum Rotwandhaus

Die Tour startet kurz hinter der Schranke an der Straße hinunter in die Valepp. Links zweigt der ausgeschilderte Weg ab und führt wenig steil die Straße hinauf, die sich nach etwa 30 Minuten an der Bergwachthütte gabelt. Links führt der Weg weiter zu den Maxlrainer-Almen, rechts geht`s in Richtung Rotwandhaus und Rotwand. Und ab hier gibt es dann auch endlich Schnee unter den Füßen und auch die Skitourengeher müssen das Equipment nicht mehr schultern.

Auf Schneeschuhe kann hier trotzdem weiter getrost verzichtet werden. Der Weg ist – besser als manche Piste – bis zum Rotwandhaus zum Schlittenfahren präpariert. Weiter geht`s durch dichteren Wald, es folgen steilere Stücke, die sich mit flacheren abwechseln. Die Skitour-Spur zweigt irgendwann links ab, um bald darauf wieder auf den Rodelweg zu treffen. Der Wald lichtet sich, die Wildfeldalm wird passiert und schon bald öffnet sich der Blick auf das noch ein paar hundert Meter entfernt liegende Rotwandhaus.

Die Hütte, die von der Münchener Sektion Turner-Alpenkränzchen betrieben wird, ist ganzjährig geöffnet und hat Platz für 60 Bergsteiger. Ein alkoholfreies Weißbier auf der Terrasse mit grandioser Aussicht darf man sich da ruhig gönnen, bevor es weitergeht.




Vom Rotwandhaus auf die Rotwand

Bald reicht es aber mit Pausieren. Mit nun angelegten Schneeschuhen geht es an den Gipfelhang. Wobei die Schneelage es schon fast erlauben würde, auch ohne weiterzugehen. Vom Rotwandhaus geht es nun auf relativ direktem Weg, teils entlang des Grates, bis hinauf zum Gipfelkreuz der Rotwand, wo man sich beim obligatorischen Gipfelkreuz-Foto sprichwörtlich die Klinke in die Hand gibt. Der Ausblick reicht vom Watzmann, zum Großglockner bis in den Westen zur Zugspitze. Im Norden winke ich fix dem Jägerkamp und der Brecherspitz. Petrus zeigt sich zudem von seiner besten Seite.

Die klassische Abfahrt – Rotwand-Reibn

Einstieg Nebelrinne © Gipfelfieber

Die klassische lange Rotwand-Reibn führt vom Gipfel hinunter zum Rotwandhaus und von hier in den Sattel zwischen Rotwand und Auerspitz, hinauf auf die Auerspitz, hinunter zur Großtiefenalm, hinauf zum Miesingsattel und auf den Miesing oder direkt zur Kleintiefenalm und noch ein letztes Mal bergauf zum Taubensteinsattel, von wo aus es zurück nach Spitzing geht.

Alternativ bietet sich direkt von der Rotwand die Abfahrt zur Großtiefenalm an. Die führt etwa hundert Meter unterhalb des Gipfels am Ostgrat durch die steile (45°, später flacher) Nebelrinne inmitten der Nebelwand. Der Übergang ist nicht ganz ungefährlich, da sich dort gerne Wechten bilden.

Panorama mit Rotwand-Gipfel © Gipfelfieber

Unklassisch geht`s auch

Da ich auf Gegenanstiege mit dem Snowboard auf dem Rücken keine Lust mehr habe, wird meine Abfahrt wesentlich unklassischer. Über den Südhang, der bei entsprechenden Verhältnissen Lawinenpotential hat, geht es in Richtung des Aufstiegswegs, auf dem ein Stück weiter, über die Wildfeldalm und durch den Wald bis die Schneelage es nicht mehr zulässt. Bis hierhin war es dafür fast unverspurt. Und das an einem Ausflugsberg wie der Rotwand.

Nun geht es dann zwar relativ unspektakulär auf der Rodelpiste weiter. Dafür wartet kurz vor Spitzing und lange nach dem Board und Ski wieder abgeschnallt sind noch ein schöner schattiger Hang fast bis hinunter zur Albert-Link-Hütte, wo ich sowieso noch ein Brot kaufen muss. Über die Straße geht`s von dort hinauf zurück nach Spitzing.

Fazit

Endlich mal den Klassiker gemacht. Zwar etwas anders “als man ihn so macht”, aber als verkürzte Variante auf jeden Fall lohnenswert. Vor allem, da man sich die unklassische Abfahrt nicht mit hundert anderen Tourengehern teilen muss. Und das will an einem überlaufenen Gipfel wie der Rotwand schon was heißen.

Wann findest Du ist die beste Zeit, auf die Rotwand zu gehen? Sag es uns in den Kommentaren!


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6 Kommentare

      • OK, am Samstag war die Aussicht auch so, nur dass es Mittag dann komplett zugezogen ist und wir dann auf der Rest-Reibn praktisch außer Schnee und Wind nichts mehr gesehen haben… Bericht folgt ;-)

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