Sicher wandern: Das musst Du bei der Planung von Wanderungen im Frühling beachten

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Der Frühling lockt mit ersten Wanderungen in den Bergen. Doch gerade zum Beginn der Wandersaison gibt es einige Tücken. Wir zeigen Dir, worauf Du bei der Tourenplanung achten solltest. 

Sicher wandern: Das musst Du bei der Planung von Wanderungen im Frühling beachten © GipfelfieberSicher wandern: Das musst Du bei der Planung von Wanderungen im Frühling beachten © Gipfelfieber
Sicher wandern: Das musst Du bei der Planung von Wanderungen im Frühling beachten © Gipfelfieber

In Scharen zieht es sie nach draußen. Meist kurz nach Ostern ist es soweit, nämlich dann, wenn der Frühling und der nahe Sommer auch in den Bergen Einzug hält und die Wanderer und Bergsteiger sich für die neue Saison bereit machen. Die ersten Frühlingswanderungen locken. Aber trotz Temperaturen von teils schon über 20 Grad ist der Sommer in den höheren Gefilden oft noch in weiter Ferne. Und das bringt einiges an Gefahrenpotential für Bergwanderer mit sich.

Wir haben ein paar Sicherheits-Tipps gesammelt, welche Gefahren lauern und was es bei Wanderungen im Frühling zu beachten gibt:

Der Schnee

Schnee ist gleich aus mehreren Gesichtspunkten ein Gefahrenfaktor und wahrscheinlich sogar der größte. Auch wenn es in der Stadt schon monatelang schneefrei war und selbst in den Tälern der Alpen keine Überbleibsel der kalten Jahreszeit mehr zu sehen sind: Auf den Bergen selber dauert es oft bis weit in den meteorologischen Sommer hinein bis der letzte Schnee getaut und verschwunden ist.

An manchen Stellen, die über das ganze Jahr hinweg kaum Sonne abbekommen, halten sich Schneefelder sogar hartnäckig über den kompletten Frühling und den Sommer. Klimawandel hin, Klimawandel her. Schnee kostet bei Wanderungen im Frühling nicht nur deutlich mehr Zeit, sondern kann auch die Orientierung erschweren, da Wege nicht mehr erkennbar sind.

Folgende Risiken sind bei Schnee besonders tückisch: Altschneefelder und Lawinen!



Altschneefelder

Altschneefelder, über die ein Wanderweg oder Steig verläuft, können tückisch werden. Solange sie relativ flach sind, ist das Überqueren meistens unproblematisch. Je steiler sie werden desto schneller kann die Überquerung in einer gefährlichen Rutschpartie enden, die nicht unterschätzt werden sollte. Jahr für Jahr gibt es teils auch tödliche Ausrutscher auf vermeintlich harmlos aussehenden Altschneefeldern. Gerade am Morgen, wenn der Schnee noch hart und gefroren ist, sind solche Querungen mit Vorsicht zu genießen. Der Rutscheffekt, selbst bei wenig Schnee, ist enorm.

Wie ein Altschneefeld überquert wird, zeigen wir Dir hier im ausführlichen Artikel.

Aber nicht nur die Querung birgt Gefahrenpotential. In Gräben und Rinnen sammelt sich häufig mehr Schnee und naturgemäß hält er sich dort auch länger. Mit dem Abschmelzen des Schnees wird das Schneefeld im Frühling von unten nach und nach ausgehöhlt, ohne dass es von oben wahrnehmbar ist. Was vielleicht stabil aussieht, ist es möglicherweise gar nicht mehr und irgendwann wird die Schneebrücke nicht mehr tragfähig sein. Wer diese dann betritt, ohne die Festigkeit und Stabilität überprüft zu haben, hat im besten Fall nasse Füße.

Lawinengefahr

Die Lawinengefahr scheint auf den ersten Blick ein Problem von Skitourengehern zu sein, weniger von Wanderern. Doch das stimmt nur bedingt. Während Schneereste über die Nacht oft wieder frieren, erwärmen sie sich über den Tag hinweg. Die Schneedecke wird mehr und mehr durchfeuchtet und die Stabilität schwindet mehr und mehr. So kann es zu spontanen Auslösungen von Nass- und Gleitschneelawinen (mehr zu den verschiedenen Lawinenarten) kommen, auch ohne dass die Schneedecke zusätzlich durch Wanderer oder Bergsteiger belastet wird.

Empfehlungen

Bei der Planung von Touren und Wanderungen im Frühjahr solltest Du darauf achten, dass Deine Wanderrouten möglichst von Süden heraufführen. Gerade nordseitige Steige  solltest Du zum Start der Wandersaison lieber meiden. Lassen die sich nicht verhindern, so ist ein früher Start lohnenswert, um der ansteigenden Lawinengefahr im Laufe des Tages besser entgehen zu können.

Dazu sollte die Technik wie ein Altschneefeld gequert wird, in der Theorie immer wieder aufgefrischt werden. Kommst Du doch ins Rutschen sofort auf den Bauch in die Liegestützposition drehen und Arme und Beine ausstrecken. Einschätzungen zur Schneelage lassen sich teilweise per Webcam machen. Im Zweifel bei einem Hüttenwirt oder der Tourismusinformationen vor Ort erkundigen.

Das Wetter

Natürlich spielt das Wetter bei der Tourenplanung eine entscheidende Rolle. Hier sollte unbedingt auf Bergwetterberichte zurückgegriffen werden wie sie zum Beispiel Bergfex oder der Alpenverein liefern, denn entscheidend sind nicht die angenehm frühlingshaften 12 Grad im Tal, sondern die Temperaturen um den Gefrierpunkt auf 2.000 Meter Höhe, wo aus einem Regenschauer dann schnell mal ein kurzer Schneeschauer wird.

Start in die Wandersaison © Gipfelfieber

Die Ausrüstung & Verpflegung

Gerade weil das Wetter in den Bergen deutlich kühler sein kann als noch im Tal, sollte etwas mehr Ausrüstung beim Start der Wandersaison dabei sein. Folgendes Equipment sollte Dich auf Frühlingstouren zusätzlich begleiten:

  • Isolationsjacke (egal ob mit Kunstfaser- oder Daunenfüllung)
  • Mütze und Handschuhe
  • Grödel (Mini-Steigeisen, die über jeden Schuh gespannt werden können, um sicheren Halt auf eisigen und rutschigeren Untergründen zu bieten)
  • Wanderschuhe mit einer wasserdichten Membran (gerade wenn mit Altschnee zu rechnen ist)
  • Stirnlampe bei einem frühen Start
  • ausreichend dimensionierter Rucksack mit Notfall-Set (Erste-Hilfe-Set & Biwaksack)
  • eine Karten-App mit GPS kann bei der Orientierung helfen

Mit dem Zwiebelprinzip, das aus mehreren Bekleidungsschichten besteht, kannst Du Dich dazu an die aktuellen Bedingungen anpassen.

Packe Dir dazu ausreichend Verpflegung und Getränke mit ein, denn viele Hütten sind zu Beginn der Saison oft noch geschlossen.

Die körperliche Fitness

Fitness: Fehlanzeige © Gipfelfieber

Der Winter war lang und die eigene Fitness ist noch nicht unbedingt das, was sie mal war? Das kann bei Frühlingswanderungen in steilem Gelände oder mit Aufstiegen über 1.000 Höhenmeter und mehr schnell zum Problem werden. Der Autor dieser Zeilen weiß wovon er spricht, zwang ihn doch vor vielen Jahren nach einem langen und faulen Winter der treppenlastige Aufstieg ins Kaisertal hinauf beinahe schon in die Knie (siehe Bild links).

Wichtig ist vor allen Dingen eine gute Grundlagenausdauer, die Du durch regelmäßiges Ausdauertraining erlangst. Auch Stabilisierungsübungen mit kleinen Balancekissen oder Balanceboards sind hilfreich, genau wie Kräftigungsübungen für die Rücken- und die Beinmuskulatur.

Einen umfangreichen Trainingsplan zur Vorbereitung gibt`s bei den Berghasen. In ihrem Trainingsbuch “Fit für die Berge” geht Berghäsin und Sportwissenschaftlerin Susi noch tiefer ins Detail und gibt für alle denkbaren Gipfel Trainingspläne an die Hand.

Wildschutzzonen beachten

Das Frühjahr ist für beinahe alle Tierarten eine wichtige Zeit. Der wilde Nachwuchs wird geboren und der ist gerade in den ersten Wochen seines Lebens beinahe vollkommen schutzlos. Darauf gilt es auch als Wanderer Rücksicht zu nehmen. In vielen Gebieten in den Bergen gibt es daher Schutzzonen, die oft von Ende Oktober bis Anfang oder Mitte Mai nicht betreten werden dürfen. Diese Schutzzonen sollten unbedingt respektiert werden. In Karten sind die Zonen in der Regel eingezeichnet, vor Ort oft aber auch mit Schildern markiert.

Tourentipps für den Frühling

Du hast an alle oben genannten Punkte einen Haken gemacht? Dann kann es losgehen. Hier haben wir ein paar Wanderungen für das Frühjahr zusammengestellt. Teilweise geht es auch an schon früh im Jahr bewirtschafteten Hütten vorbei:

Fazit

Mit diesen Tipps zur Planung kann bei Touren zum Start der Wandersaison eigentlich nichts mehr schief gehen. Umso mehr lässt sich das Panorama und die umwerfende Aussicht auf einem der vorgeschlagenen Gipfelziele genießen.

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1 Kommentar

  1. Lieber Andreas,

    gratuliere dir zu diesem sehr gelungenen Text! Vielen Dank auch für den Verweis auf meinen Trainingsartikel.

    Ganz liebe Grüße,

    Susi

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