Die Kuhfluchtwasserfälle bei Farchant: Auf den Spuren von König Max II.

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Von Farchant aus führt eine einfache Wanderung über den Königsweg zu den Kuhfluchtwasserfällen, die zu den höchsten Wasserfällen Deutschlands zählen. Ein beeindruckendes Szenario, von dem sich der bayerische König Max II. ganz persönlich überzeugte.

Die Kuhfluchtwasserfälle bei Farchant: Auf den Spuren von König Max II. © GipfelfieberDie Kuhfluchtwasserfälle bei Farchant: Auf den Spuren von König Max II. © Gipfelfieber
Die Kuhfluchtwasserfälle bei Farchant: Auf den Spuren von König Max II. © Gipfelfieber

Beinahe wirkt es, als hätte irgendjemand dem karstigen Estergebirge, nordöstlich von Garmisch und eines der Gebirgsgruppen im Dunstkreis Münchens, das erstaunlich gering frequentiert ist, den Stöpsel gezogen. Die westlichen Flanken des Hohen Frickens sind äußerst steil, brechen teilweise senkrecht ab. Aus einer dieser von weitem beinahe blank wirkenden Felswände gibt es inmitten der Wand ein riesiges Loch, aus dem es unentwegt, Sekunde für Sekunde, Tag für Tag und Jahr um Jahr, herausströmt.

Sagenhafte 1.500 Liter stürzen pro Sekunde aus dem Berg und senkrecht in die Tiefe: Hier oben entspringen die Kuhflucht Wasserfälle, die noch von weiteren Karstquellen gespeist werden, denen der bayerische König Max II. im Jahr 1858 einen Besuch abstattete.

Buch: Historische Pfade – Bayerische Alpen

Die Tour zu den Kuhfluchtwasserfällen ist Teil meines zweiten Buchs “Historische Pfade: Bayerische Alpen”, das im Jahr 2022 im Bruckmann Verlag erschienen ist. Im Buch sind 30 Touren enthalten, die alle mit einer historischen Begebenheit verknüpft sind. Die hier veröffentlichte Version unterscheidet sich ein wenig von der im Buch.

Hier könnt ihr das Buch “Historische Pfade: Bayerische Alpen” direkt bestellen. 

Vom Bodensee zum Königssee

Maximilian II. Joseph von Bayern wurde 1811 geboren und stammte aus dem Geschlecht der Wittelsbacher. 1848 wurde der Vater von Ludwig II. und Bruder des späteren Prinzregenten Luitpolds König von Bayern. Sein Interesse galt schon seit Kindestagen der Geschichte, der Kunst und Kultur aber zugleich der Natur und vor allem den Bergen.

Im Sommer 1858 machte sich Max II. zu einer besonderen Reise durch sein Königreich auf. Eine Reise, die ihn von Lindau am Bodensee durch die gesamten Bayerischen Alpen bis Berchtesgaden im Westen führte. Knappe fünf Wochen wanderte er durch Berge und Täler und lernte so sein Bayern besser kennen. Auf Grund des schlechten Wetters und der häufigen Regentage während seiner Wanderung war er regelmäßig auch in der Kutsche oder auf seinem Pferd unterwegs.



Maximiliansweg

Im Jahr 1991 eröffnete der Alpenverein offiziell den nach der Wanderung von König Maximiliam II. nachvollzogenen Maximiliansweg. Dieser orientiert sich in etwa den Wegen, die auch der König knapp 150 Jahre vorher beschritt. So geht es einmal quer durch die Bayerischen Alpen, vorbei an unzähligen Highlights bis zu den berühmten Gipfeln der Berchtesgadener Alpen.

Der Weg ist teilweise streckengleich zum Verlauf des Europäischen Fernwanderwegs E4. Es gibt zwei Varianten des Maximilianswegs. Während die kürzere mit 359 Kilometern Länge Gipfel meist ausspart, werden diese bei der anspruchsvolleren Variante (388 Kilometer Länge) mitgenommen. Höchster Punkt des Maximilianswegs ist die Hochplatte in den Ammergauer Alpen mit 2.082 m.

Etwa auf halber Strecke des Fernwanderwegs finden sich die Kuhfluchtwasserfälle. Dem gewaltigen Wasserfall zwischen Eschenlohe und Farchant stattete König Max II. am 07.07.1858 einen Besuch ab.

Von Farchant zu den Kuhfluchtwasserfällen

Unmittelbar vor den Toren von Farchant, etwa drei Kilometer nördlich von Garmisch-Partenkirchen und unweit der Zugspitze, beginnen wir unsere insgesamt relativ kurze und einfache Wanderung über den Königsweg und zu den Kuhfluchtfällen.

Durch lichte Nadelwälder folgen wir dem Walderlebnispfad, erfahren am Wegesrand dabei immer wieder Interessantes rund um die verschiedenen Baumarten und das Ökosystem Wald. Bald erreichen wir den Kuhfluchtgraben.

Den Bach überqueren wir nun nicht über die Brücke, sondern halten uns rechts und folgen dem Lauf des Baches. Nicht nur der Wanderweg steilt nun langsam an, sondern neben uns stürzen immer wieder schon kleine Wasserfälle über Stufen nach unten.

Bald schon erreichen wir eine Brücke, auf der wir der unteren Fallstufe der Kuhfluchtwasserfälle beinahe ins Auge blicken können. Insgesamt ergießt sich der Wasserfall über drei Fallstufen ins Tal. Dabei kommt er auf eine Fallhöhe von etwa 270 Metern, was die Kuhfluchtfälle zu einem der höchsten Wasserfälle in Deutschland macht.

Wir folgen dem Wegverlauf weiter bergan und bald lockt auf der rechten Seite ein kurzer Abstecher, wo sich ein Ausblick auf die mittlere Kaskade der Kuhfluchtwasserfälle bietet. Bis hierhin ist die Wanderung auch mit Kindern gut machbar.

Alsbald führt der Steig auf den Rücken oberhalb der Quelle. Steil gilt es nun, knapp 250 Höhenmeter zu überwinden. Ein kleiner Abzweig nach rechts eröffnet noch einmal die Möglichkeit eine Aussicht zum Ursprung des Wasserfalls zu erhaschen. Unentwegt sprudelt das Wasser aus der Quelle hinaus und gen Tal hinab.

Rückweg & Alternative

Für den Rückweg bieten sich zwei verschiedenen Alternativen an.

Abstieg nach Farchant

König Max II. selber ist wohl nicht so weit an den Kuhfluchtwasserfällen aufgestiegen. Uns Wanderern bleibt nun die Möglichkeit über den gleichen Weg abzusteigen und schließlich dem weiteren Wegverlauf des Walderlebnispfads zurück nach Farchant zu folgen. Nicht ohne sich vorher nochmal im Kneippbecken an der Brücke die Füße zu vertrete, bevor das vom Krottenkopf und Simetsberg herabsprudelnde Wasser in die nahe Loisach mündet.

Bergtour auf den Hohen Fricken

Alternativ lässt sich aus der kurzen Tour zu den Kuhfluchtwasserfällen eine ausgewachsene, aber zugleich anspruchsvolle Bergtour machen, indem wir dem Wegverlauf weiter bergauf folgen. Je höher es geht, desto steiler wird es. Schließlich führt der Steig bis auf den Gipfel des Hohen Frickens (1.940 m), der zuletzt von Norden erklommen wird. Beim Abstieg vom Hohen Fricken folgen wir dem Pfad in südlicher Richtung, passieren Ochsenberg und die Ausläufer der Esterbergalm, um zuletzt steil nach Farchant und zum Ausgangspunkt zurückzukehren.

Zusätzliche Informationen

Ausgangspunkt: Parkplatz (47°31’28.2″N 11°07’06.1“E)

Höchster Punkt: Abzweig Oberer Aussichtspunkt, 1.139 m

Tiefster Punkt: Parkplatz, 676 m

Anfahrt: A95 in Richtung Garmisch-Partenkirchen bis Eschenlohe und weiter über Oberau bis Farchant (Parkplatz unmittelbar beim Warmfreibad Farchant). ÖPNV: Mit dem Zug direkt bis Farchant.

Gehzeiten: Parkplatz – Kuhfluchtgraben 20 Min. – Kuhfluchtwasserfälle Untere Fallstufe 15 Min. – Kuhfluchtwasserfälle Aussichtspunkt 45 Min. – Kuhfluchtgraben & Kneippbecken 45 Min. – Parkplatz 25 Min.

Touristeninformation: Tourist Information Farchant, +498821961696, info@farchant.de

Einkehr: keine unmittelbar am Weg, zahlreiche Restaurants und Lokale im Ort

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1 Kommentar

  1. “Dieser orientiert sich in etwa den Wegen, die auch der König knapp 150 Jahre vorher beschritt.”

    Lieber Andreas, das ist leider völlig falsch. Er orientiert sich am E4. Hast du dir mal die tatsächliche Reiseroute des Königs angesehen? Es gibt nur ganz, ganz wenige Überschneidungen.

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