Kleinkaiser: Vergessenes Kleinod im Wilden Kaiser

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Auf den Kleinkaiser führen zwar keine Wege, dennoch lässt sich der 2.039 Meter hohe Gipfel im hinteren Teil des Wilden Kaisers über einen anspruchsvollen Aufstieg erklimmen.

Kleinkaiser Gipfelkreuz © GipfelfieberKleinkaiser Gipfelkreuz © Gipfelfieber
Kleinkaiser: Vergessenes Kleinod im Wilden Kaiser © Gipfelfieber

Am höchsten Punkt auf über 2.000 Meter angekommen, wartet üblicherweise ein phänomenaler Rundumblick. Doch auf dem Kleinkaiser angekommen, ist davon nichts zu sehen. Sind es im Osten Lärchegg und die Gamsfluchten, die den Blick in die Ferne versperren, sind es Maukspitze und Ackerlspitze im Süden und Törlspitzen und Goinger Halt im Westen. So eingekesselt, lockt nur ein Blick gen Norden, hinüber zum Mitterkaiser, zum Feldberg und Zahmem Kaiser. Irgendwo hinter den Bergen der Chiemgauer Alpen lugt ein kleines Eckchen Chiemsee hervor. Das war`s auch schon. Und trotzdem ist das Gipfelpanorama zwar anders, aber doch nicht weniger umwerfend als auf Bergen mit beinahe unendlichen Fernblicken.

Grund dafür sind die zackigen Felstürme des östlichen Wilden Kaisers in Tirol, die den Kleinkaiser allesamt überragen und die Blicke versperren. Und so kommt es, dass der Kleinkaiser, der hier eigentlich doch prominent über dem Kleinen und Großen Griesner Kar (auch als Kleines und Großes Griesner Tor bezeichnet) thront, ein Stück weit vergessen scheint. Ein Blick ins Gipfelbuch bestätigt das, mehr als zehn Einträge pro Jahr sind kaum zu finden.

Das liegt nicht zuletzt am anspruchsvollen Aufstieg und noch anspruchsvolleren Abstieg auf den 2.039 m hohen Kleinkaiser.



Aufstieg aus dem Kaiserbachtal

Unweit der Latschenölbrennerei im Kaiserbachtal starten wir unsere Tour auf den Kleinkaiser im Kaisergebirge. Zum Ausgangsort gelangen wir über die Mautstraße, die von Griesenau mitten hinein ins Kaisergebirge führt. Die Mautstraße (4 € pro PKW) ist von Mai bis Ende Oktober geöffnet, jeweils abhängig von den Witterungsverhältnissen.

Auf dem breiten Wanderweg wandern wir kurz zurück gen Tal, um schließlich in Richtung Lärchegg und ins Kleine Griesner Kar abzubiegen. Es geht auf eine steil aufragende Felswand zu, durch die sich bald ein Steig schlängelt, der teils mit einem Stahlseil versichert äußerst schweißtreibend in die Höhe führt. Schnell sind einige hundert Höhenmeter überwunden und das Gelände flacht langsam etwas ab.

Links zweigt der (ermüdende) Aufstieg zum Lärchegg ab, rechts schwingen sich steile Felswände zum Mitterkaiser auf während wir dem schmalen Pfad erst mühsam im Geröll, später einfacher über Wiesen in eine immer karger werdendere Landschaft folgen. Lange bevor wir die Fritz-Pflaum-Hütte zu Gesicht bekommen, zeigt sich noch weit über uns das Gipfelkreuz des Kleinkaisers.

Weglos zum Kleinkaiser-Gipfel

Bevor wir die idyllische Selbstversorgerhütte genau zwischen Kleinem Griesner Tor und Großen Griesner Tor erreichen, teilt sich der Steig, der uns nun an den Ostausläufern vom Kleinkaiser vorbei in Richtung Kleines Törl führt.

Nun gilt es den richtigen Abzweig nicht zu verpassen, für den sich zwei Optionen bieten. Die erste bietet sich schon bald nachdem wir ein breites Geröllfeld queren, das im weiteren Verlauf in eine steile Rinne zwischen einem eindrucksvollen Felsturm und dem Gipfel des Kleinkaisers führt.

Wir steigen am linken Rand des Geröllfelds auf, um oben festzustellen, dass die zweite Variante deutlich einfacher gewesen wäre. Für diese Variante noch länger auf dem Steig in Richtung Kleinem Törl bleiben bis der Kleinkaiser etwa zur Hälfte umrundet ist. Bei einer verblassenden weißen Markierung mit einem roten Punkt nach rechts ins felsige Gelände abbiegen. Vereinzelte Steinmänner weisen nun den Weg, der von Süden zu der oben schon erwähnten Rinne führt.

Die Rinne zwischen Felsturm und Kleinkaiser wird in leichtem Klettergelände (I) erstiegen. Loses Gestein macht das anspruchsvoll. Am Ende der Rinne steigen wir nach rechts über Schrofen und kleines Geröll vorsichtig an. Den sich aufschwingenden Felsaufbau linker Hand umrunden wir in felsdurchsetztem grasigen Gelände. Schließlich steigen wir einfacher, aber exponiert bis zu einer kleinen Einschartung geradewegs in Richtung Gipfelkreuz.

Deutlich steiler führen die letzten Meter bis auf den Gipfel vom Kleinkaiser, umgeben von den unzähligen Zacken und Spitzen des Wilden Kaisers, die beinahe wie Kunstwerke wirken. Gegenüber schwingt sich der Mitterkaiser auf, der die beiden Griesner Kare teilt und nicht weniger imposant wirkt.

Abstieg zur Fritz-Pflaum-Hütte

Nach einer kurzen Pause erfolgt der Abstieg über den gleichen nicht vorhandenen Weg wie beim Aufstieg auf den Kleinkaiser. Das ist deutlich anspruchsvoller, denn loses kleines Gestein und große vermeintlich festsitzende Felsen stürzen beim kleinsten Kontakt gern mal ins Uferlose ab.

Die Steilheit des Geländes verbietet Fehltritte. Der finale Abstieg in die Aufstiegsrinne ist noch einmal besonders schwierig, schließlich findet sich hier kaum ein fester Tritt oder Halt. Es wirkt gar als würde sich der Berg völlig auflösen. Durch die Rinne geht es schließlich wieder einfacher hinab auf den markierten Steig und zur Fritz-Pflaum-Hütte.

Es empfiehlt sich unbedingt, das weglose Stück immer einzeln zu gehen bis sich der jeweilige Partner vor Steinschlag schützen kann, denn der ist beim Auf- und Abstieg auf den Kleinkaiser beinahe unausweichlich.

Durch das Große Griesner Kar zurück

An der 1912 errichteten Fritz-Pflaum-Hütte (Selbstversorger mit 17 Lagern) bietet sich noch die Möglichkeit für einen Abstecher auf den Mitterkaiser (ca. 1 h, schwer, Kletterei bis zum II. Grad nach UIAA). Anschließend erfolgt der Abstieg durch das Große Griesner Kar hinab. Bald schon ist die im Winter 2021 abgebrannte Griesneralm in Sichtweite (geplante Wiederneueröffnung Frühjahr 2023).

Zahlreiche Gemsen säumen das Kar und sind teils nur wenige Meter von den Bergsteigern und Wanderern entfernt. Nach einer knappen Stunde ist die Alm erreicht, wenige Minuten später der Ausgangspunkt oberhalb der Latschenölbrennerei im Kaiserbachtal.

Fazit

Der Kleinkaiser fristet umgeben von den bekannten Gipfeln des Wilden Kaisers in Tirol ein beinahe vergessenes Dasein. Das liegt nicht nur an seiner abgeschiedenen Lage zwischen Kleinem Griesner Tor und Großem Griesner Tor, sondern auch an seinem anspruchsvollen Gipfelzustieg, für den nicht nur Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, sondern auch Wegfindungsgespür nötig sind. Dann ist der 2.039 m hohe Kleinkaiser im Kaisergebirge aber ein sehr lohnenswertes Gipfelziel, dem zwar der weite Ausblick, nicht aber ein beeindruckendes Panorama fehlt.

Sonstige Informationen

Ausgangspunkt: Parkplatz an der Mautstraße im Kaiserbachtal zwischen Latschenölbrennerei und Griesneralm (47.580019, 12.336559)

Höchster Punkt: Kleinkaiser, 2.039 m

Tiefster Punkt: 907 m

Anfahrt: A93 bis Ausfahrt Oberaudorf, weiter über Walchsee, Kössen (im Kreisverkehr rechts) und durch Schwendt bis Griesenau, Mautstraße ins Kaiserbachtal

Gehzeiten: Parkplatz – Abzweig Lärchegg 1.30 h – Fritz-Pflaum-Hütte 1 h – Abzweig zum Kleinkaiser 15 Min. – Kleinkaiser Gipfel 30 Min. – Fritz-Pflaum-Hütte 40 Min. – Griesneralm 1 h – Parkplatz 10 Min.

Touristeninformation: Tourist-Information St. Johann in Tirol, +43 5352 633350, info@kitzalps.cc

Einkehr: Griesneralm (voraussichtliche Neueröffnung Frühjahr 2023), https://www.griesneralm.at

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