Chiemgauer Kendlmühlfilzen: Kein Moor ohne Leiche

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Die Kendlmühlfilzen ist ein riesiges Moor zwischen dem Chiemsee und den Chiemgauer Bergen. Bei einer Wanderung lässt sich tief in die Geschichte der Region eintauchen. 

Chiemgauer Alpen © GipfelfieberChiemgauer Alpen © Gipfelfieber
Chiemgauer Kendlmühlfilzen: Kein Moor ohne Leiche © Gipfelfieber

Da liegt sie also, die Rosalie. Richtig gut sieht sie nicht mehr aus. Eher ein wenig eingefallen, zerknautscht. Und auch ihre Farbe wirkt nicht mehr taufrisch. Ein bisschen matschig beinahe schon. Verwunderlich ist es nicht, denn Rosalie – so der Name der Moorleiche, die im Museum im Torfbahnhof am Rand der Kendlmühlfilzen ausgestellt ist – hat bereits vor mehr als einem halben Jahrtausend das Zeitliche gesegnet. Eine echte Leiche liegt hier übrigens nicht. Bei dem Ausstellungsstück im Museum handelt es sich um eine Nachbildung der echten Rosalie, die dazu nicht südlich des Chiemsees entdeckt wurde, sondern in einem Moor bei Hohenpeißenberg südlich des Ammersees.

Und trotzdem rundet ein Besuch im Bayerischen Moor- und Torfmuseum eine Wanderung durch die Kendlmühlfilzen gut ab, schließlich erfahren wir hier noch eine Menge, auf welchen Spuren wir bisher gewandelt sind.

Durch das Moor

Oft nämlich, verläuft die Wanderung durch das riesige Moor nämlich auf und über Schienen. Die dienten dem Abbau von Torf, das ab Mitte des 19. Jahrhunderts im großen Stil in der Kendlmühlfilzen abgebaut wurde. Über krumme Schienen und alte Holzplanken führen etliche Wege durchs Moor. Wir starten die einfache Wanderung unweit von Grassau, das den Eingang des Achentals markiert. Breite Wege führen bald noch im Wald tiefer in die Kendlmühlfilzen. Während sich die Bäume rund herum lichten und der Weg schmaler wird, wird der Blick frei auf die zahlreichen Tümpel links und rechts, die wie mit der Linie gezogen zu sein scheinen.

Torfabbau in der Kendmühlfilzen

Sie sind Zeuge des Jahrhunderte währenden Torfabbaus. Die Ausläufer des Chiemsees reichten einst noch viel weiter gen Süden und verlandeten mit der Zeit. Unter diesen Bedingungen entsteht über Jahrhunderte und Jahrtausende durch Ablagerungen und Verdichtungen von organischem Material Torf. Dieser ist eine Vorstufe von Kohle und im getrockneten Zustand sehr gut brennbar. Zunächst wurde der Torf von Bauern der Region abgebaut, erst später wurde das brennbare Material dann sogar industriell abgebaut. Um den gewonnenen Torf abtransportieren zu können, wurde 1920 der Torfbahnhof Rottau in Betrieb genommen. Erst 1988 wurde der Abbau eingestellt und seit 1992 ist die Kendlmühlfilzen Naturschutzgebiet.

Die Rundwanderung durch das Moor macht schon kurze Zeit nach dem Aufbruch an einem Aussichtsturm Station, der weite Blicke über die Kendlmühlfilzen und die dahinter aufragenden Berge – den Friedenrath, die Gedererwand und die Kampenwand – gestattet. Einfach führt die Wanderung weiter und zum Bayerischen Moor- und Torfmuseum (geöffnet von Mai bis Anfang November) und schließlich in weitem Bogen in Richtung Rottau.

Salz & Moor Museum Klaushäusl

Ein weiteres Museum (Salz & Moor) gibt noch ein paar weitere Einblicke in den Betrieb der Soleleitung, der das im Salzkammergut und den Berchtesgadener Alpen gewonnene Salz bis Rosenheim transportierte (siehe auch SalzAlpenSteig). Wenig später ist auch schon der Startpunkt bei Grassau erreicht.

Moorerwachen

Eine ganz besondere Stimmung zaubert das Moor zum Sonnenaufgang. Wenn das Chiemgau noch schlummert und Nebelschwaden über der Kendlmühlfilzen hängen, entsteht eine ganz besondere Atmosphäre, wenn sich die ersten Sonnenstrahlen langsam ihren Weg durch den Nebel bahnen. Besonders eindrucksvoll ist das zur Wollgrasblüte ab Anfang Mai.

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