Auf der Karseggalm im Großarltal: Zurück zum Ursprung

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Die Karseggalm ist die wohl ursprünglichste Alm im Tal der Almen. Über dem Großarltal lässt sich nirgendwo so gut Geschichte erleben.

Auf der Karseggalm im Großarltal: Zurück zum Ursprung © GipfelfieberAuf der Karseggalm im Großarltal: Zurück zum Ursprung © Gipfelfieber
Auf der Karseggalm im Großarltal: Zurück zum Ursprung © Gipfelfieber

Dichte Schwaden hängen in der Luft als wir oberhalb vom Großarltal bei der Breitenebenalm hinauf zur Karseggalm starten. Dichte Schwaden werden es auch sein, die uns auf der Alm später empfangen werden. Im Inneren wohlgemerkt.

Großarltal – Tal der Almen

Das Großarltal bezeichnet sich selbst als Tal der Almen. Der Slogan kommt nicht von ungefähr, sind in und um das Tal doch unzählige Almen anzutreffen. Etwa 40 davon sind bewirtschaftet. Es gibt moderne Almen wie die Loosbichlalm, die der perfekte Ausgangsort für die Besteigung des Draugsteins ist. Es gibt Almen, die sich nur wenig modernisiert haben. Und es gibt die Karseggalm, wo sich das Almleben wie noch vor 400 Jahren hautnah erleben lässt. Und riechen.




Die Wanderung zur Karseggalm ist kaum fordernd und auch für Kinder ohne Probleme machbar. Selbst der Regen mag uns kaum die Stimmung vermiesen, obwohl die Wolken immer dichter werden und die Aussicht gleich Null ist. Zwischen den Füßen bilden sich Rinnsale, die den leicht ansteigenden Weg hinab fließen. Behaglich tropft es von oben auf die Kapuzen bis wir den Wald verlassen und sich nach knapp 45 Minuten plötzlich die Umrisse einer Hütte aus den Wolken schälen.

Ursprüngliche Karseggalm

Von außen eine normale Almhütte wie man sie hunderte Male zuvor gesehen hat, so denken wir zunächst. Und werden beim Näherkommen eines Besseren belehrt. Die Wolken scheinen kaum zu verschwinden und sich regelrecht um die Hütte zu scharen. Nein, das ganze Dach scheint zu dampfen und zu rauchen.

Beim Betreten der urigen Hütte wird klar warum. Direkt hinter der Tür befindet sich der zentrale Raum der Hütte auf der Karseggalm, in deren Mitte eine riesige Feuerstelle ist, über der ein nicht minder riesiger Kessel mit Wasser brodelt. Es gibt keinen Abzug. Schwaden von Rauch waben durch den Raum und ziehen durch die Schindeln nach und nach langsam nach draußen, um dort für die mystischen Wolken rund um die Hütte zu sorgen. Der Boden ist nicht etwa aus Brettern gezimmert, sondern besteht aus Lehm und Baumrinden. Wie anno dazumal.

Ohne Strom und warmes Wasser

Hüttenwirt Willi gibt uns einen Einblick in das Leben hier oben, was nicht mehr ganz so beschwerlich wie vor 400 Jahren ist, aber doch noch weit von dem entfernt, was wir in der heutigen Zivilisation alles als selbstverständlich erachten. Eine Badewanne und warmes Wasser aus dem Hahn. Ein Internetzugang, um ständig auf dem Laufenden zu sein. Strom, um das Smartphone zu laden oder einfach nur ein Licht anzuknipsen.

Willi zeigt uns die traditionelle Herstellung seines Sauerkäses und seinen Knetkäse, der nach der Zubereitung über dem offenen Feuer im Raum direkt neben dem Speck geräuchert wird. Wir dürfen im Bett inmitten des Heus Probe liegen. Und nicht zuletzt probieren, was die fleißigen Hände der Senner-Familie Gruber alles zubereitet. Über dem Feuer gebackenes Brot, der eben noch geknetete Käse, der Knetkäse, auch Alpenparmesan genannt, der geräucherte Speck, die frische und unverfälschte Almbutter. Wenn Hüttenträume wahr werden.

Wehmütiger Abschied

Bei soviel guter Laune scheinen sich sogar die Nebelschwaden und Regenwolken vor dem Fenster etwas zu lichten. Und so machen wir uns bald auf den Rückweg zur Breitenebenalm, schauen noch einmal sehnsüchtig zurück und lassen die Karseggalm mit ihrem stets rauchenden Dach im wabernden Dunst, wo sie hoffentlich auch in 400 Jahren noch stehen wird.

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