Interview mit Markus Wiesböck von Grüezi bag: Von einem der loszog, das Schlafen zu revolutionieren

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Grüezi bag steht für eine kleine Revolution am Schlafsackmarkt. Seit dem Winter 21/22 gibt`s nun auch eine Jacke mit der DownWool Füllung. Markus Wiesböck, der Kopf hinter Grüezi bag, steht uns im Interview Rede und Antwort. 

Interview mit Markus Wiesböck von Grüezi bag: Von einem der loszog, das Schlafen zu revolutionieren © GipfelfieberInterview mit Markus Wiesböck von Grüezi bag: Von einem der loszog, das Schlafen zu revolutionieren © Gipfelfieber
Interview mit Markus Wiesböck von Grüezi bag: Von einem der loszog, das Schlafen zu revolutionieren © Gipfelfieber

“Grüezi” ist eigentlich die typische Begrüßung im deutschsprachigen Teil der Schweiz. Wie eine deutsche Firma, die im beschaulichen Chiemgauer Voralpenland in Bad Feilnbach sitzt, zu diesem Namen kommt und was die DownWool-Isolation so besonders macht, verrät uns der Geschäftsführer von Grüezi bag Markus Giesböck im Interview.

Gipfelfieber: Servus Markus. Schön, dass es geklappt hat. Magst du dich und deinen Hintergrund vielleicht ganz kurz vorstellen?

Markus: Ich bin der Produktentwickler und Geschäftsführer von Grüezi bag und ich habe jetzt über 30 Jahre Erfahrung im Schlafsackbereich, habe auch schon für andere Marken die Schlafsäcke gemacht, aber das Beste für mich selber behalten und so dann vor ein paar Jahren meine eigene Marke gegründet. 

“Das war einfach schon immer mein Steckenpferd”

Gipfelfieber: Wie lang gibt`s die Marke Grüezi bag jetzt schon? Du hast ja persönlich bereits einen Hintergrund als Schlafsackverkäufer im Einzelhandel. 




Markus: Die Marke gibt es in der Form jetzt seit 2016. In der Zeit haben wir viel erreicht. Angefangen haben wir mit drei Modellen. Aus dem, was wir verdient haben, haben wir immer neue Modelle entwickelt, so dass wir mittlerweile bei über 40 Modellen sind. Jetzt sind auch noch Jacken dazu gekommen (Anmerkung: Den Test zur Grüezi bag Faithful DownWool Jacket gibt`s hier).

Zu meinem Hintergrund: Ich hab sogar in der Schlafsackabteilung gelernt und habe dann 25 Jahre lang mein eigenes Sportgeschäft gehabt. Da habe ich auch eine riesige Schlafsackabteilung gehabt. Das war einfach schon immer mein Steckenpferd.

Gipfelfieber: Wie kommt eine deutsche Marke zu einem Schweizer Namen?

Markus: Am Anfang war es so geplant, dass ich das mit einem Schweizer zusammen mache. Dann haben wir die Marke angemeldet, aber dann ist es eben doch nichts geworden. Nun hab ich die Marke also schon gehabt und bevor ich wieder zwei Jahre warte, sind wir damit gleich durchgestartet.

Gipfelfieber: Am Markt gibt es Schlafsäcke mit Daunenfüllung und Schlafsäcke mit Kunstfaserfüllung. Grüezi bag geht ganz bewusst einen anderen Weg. Welchen und wieso?

Markus: Der Vorteil von Kunstfaser war immer: Sie ist unempfindlich gegen Feuchtigkeit, aber das Schlafklima ist nicht so toll. Daune ist super warm und angenehm leicht, kann aber nicht ausgleichen, sondern nur wärmen. 

Wolle ist das einzige Produkt, das die Temperatur regulieren kann. Das bedeutet, wenn es kalt ist, zieht Wolle Feuchtigkeit aus dem Schlafsack raus und es wird trockener und wärmer. Wenn es zu warm ist, gibt die Wolle Feuchtigkeit zurück. Wolle reguliert also die Temperatur im Schlafsack. Das sind nur wenige Grad, aber der Körper braucht 80 % seiner Energie zur Temperaturregulierung. Wenn die Wolle davon einen großen Teil übernimmt, hat der Körper mehr Energie für sich selbst und um sich zu erholen. 

Gipfelfieber: Auf eurer Website erzählst du ein bisschen über die Anfänge der Produktion und wie du dich allein auf den Weg nach China gemacht hast, um dort Produktionspartner zu finden. Ist die Geschichte ein bisschen zu sehr aufgebauscht? 

Markus: Nein, das ist echt so passiert. Ich setze mir was in den Kopf, will das machen, auch wenn ich erstmal nicht weiß, wie das funktioniert. Ich hab mir einfach Adressen rausgesucht. In Europa hab ich es zuerst versucht, aber nichts gefunden. Dann hab ich mir gedacht, ich suche einfach in Asien. Ich hab mir dann drei Adressen rausgesucht und bin hingeflogen. Die erste war ein riesiges Haus. An dem besagten Raum gab es nur eine Handvoll Chinesen, die gegessen haben, aber niemanden, der Schlafsäcke näht. Das nächste war eine Garage mit zwei Näherinnen. Das dritte war tatsächlich eine Firma, die Schlafsäcke produziert, aber unter 10.000 Stück hätte ich gar nichts beauftragen können.

Im Hotel hab ich dann jemanden getroffen, der auch Deutsch gesprochen hat und der hat mich eingeladen, bei ihm vorbei zu kommen. Also bin ich dorthin gefahren. Ganz oben im Hochhaus war das Büro einer bekannten deutschen Firma und mir wurden direkt schon Musterexemplare rausgesucht. Und seitdem produzieren die dort unsere Schlafsäcke. Es hat zufällig alles so funktioniert wie es sein soll. 

“Auf solche Kleinigkeiten achte ich”

Gipfelfieber: Du warst kurz darauf in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“. Ein Investor wollte gern bei dir einsteigen, aber du hast dich bewusst dagegen entschieden. Warum? Hätte es das nicht leichter gemacht?

Markus: Ja, wenn du einen Investor hast, ist es so, dass du auf den letzten Cent achten musst. Alles wird optimiert, aber das wollte ich nicht. Ich möchte das beste Produkt machen. Wir sind jetzt eine kleine Firma, das bedeutet, dass ich alles in die Entwicklung reinstecken, das bessere Material und die bessere Verarbeitung nehmen kann. Sonst kann es vorkommen, dass man zum Beispiel den Polyesterfaden austauschen muss, weil der 4 Cent billiger ist, aber Nylonfaden hält halt ewig. Auf solche Kleinigkeiten achte ich.

“Lass es sein.”

Gipfelfieber: Wie ist der Entwicklungszyklus eurer Produkte? Wieviele Jahre Vorlauf braucht eine Entwicklung wie z.B. die eurer neuen im Winter 21/22 auf den Markt gekommenen Jacke? 

Markus: Wir haben im Lager einen riesigen Raum, wo die ganzen Prototypen drin sind. Der Prozess ist sehr aufwändig. Fangen wir mal beim Schlafsack an: Mein erster Schlafsack hat 100.000 € und mehr gekostet, weil ich unbedingt die Daune mit der Wolle verbinden wollte, aber das hat nicht funktioniert. Wenn ich es gewaschen habe, war die Wolle da und die Daune dort. Wir hatten mindestens 100 Muster bis das erste Produkt funktioniert hat. Wenn man bedenkt, dass ein Test mit allem drum und dran fast 2.000 € kostet, kann man sich das gut ausrechnen, was der erste Schlafsack gekostet hat.

Jeder andere hätte gesagt: Lass es sein. Aber ich wollte es unbedingt schaffen und letztendlich hat es geklappt. Und jetzt hält die Daune mit der Wolle nicht nur zusammen, sondern die beiden sind richtig miteinander verbunden. Die DownWool kann problemlos in die Waschmaschine und die Wolle kann die Feuchtigkeit der Daune regulieren und das schafft dieses wollig wohlig angenehme Klima im Schlafsack (Anmerkung: Hier haben wir den Biopod DownWoll Subzero Schlafsack von Grüezi bag getestet).

Wir entwickeln aber laufend weiter. Das bedeutet, dass wir jetzt (Winter 2021/22) schon mit den Produkten für 2024 beschäftigt sind. Ab 2022 stellen wir auf komplett recycelbare Materialen um. Die Faithful DownWool Jacke ist es z.B. schon. Auch die Schlafsäcke werden komplett umgestellt. Wir haben sogar eigene Farben entwickelt, die abbaubar sind – normale Farben sind das nicht. Und wir haben demnächst eine Imprägnierung aus natürlichen Produkten und auch den letzten Rest Chemie wollen wir verbannen. In T-Shirts sind zum Beispiel Weichmacher drin, die wir mit einer natürlichen Alternative ersetzen können. Unsere Sachen sollen step by step so umweltfreundlich und gesund wie möglich sein. Jedes Detail von der Naht bis zum Reißverschluss ist Öko Tex zertifiziert. 

Die Entwicklung der Jacke hat jetzt zum Beispiel etwa drei Jahre gedauert. Wir haben viele Kletterer und Tester, die draußen unterwegs sind. Irgendwas zum Verbessern findet sich da immer, so dass wir ständig am Weiterentwickeln sind. 

Gipfelfieber: Was können wir in den kommenden Jahren konkret von Grüezibag erwarten? 

Markus: Es kommen jetzt noch leichtere Jacken dazu und insgesamt kommen immer mehr Modelle dazu, immer mit dem Fokus auf Isolation. Im Frühjahr kommen Holzwolle-T-Shirts dazu.

Gipfelfieber: Wie kriegt man denn Holz dazu, dass es tragbar wird? 

Markus: Holz kann man auflösen und dann werden Fasern daraus gemacht. Die haben den Vorteil, dass sie farbenbeständig sind. Dazu angenehm und weicher als normale Baumwolle. Sie sind antibakteriell, man braucht sie nicht bügeln, weil sie einfach schöner fallen. Kombiniert mit Merinowolle hat man Teile, die auch nicht riechen, man kann sie also länger tragen, wenn man in den Bergen unterwegs ist. Das ist einfach richtig schön zum Tragen.

Gipfelfieber: Vielen Dank, Markus, für den Einblick in Grüezibag und das, was da alles noch kommt. Klingt spannend und man merkt wirklich, dass du liebst, was du tust. Danke dir und alles Gute.

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