Das Grafenloch: Die Luegsteinhöhle über Oberaudorf

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Von Oberaudorf führt eine kurze Wanderung zum Grafenloch, einer Höhle hoch über dem Inntal, deren wahre historische Bedeutung als Höhlenburg erst vor wenigen Jahren bekannt wurde.

In der Luegsteinhöhle © GipfelfieberIn der Luegsteinhöhle © Gipfelfieber
In der Luegsteinhöhle © Gipfelfieber

Inmitten der Luegsteinwand oberhalb des Luegsteinsees findet sich ein sehr lohnenswertes Ziel, das erst erstaunlich spät wieder entdeckt wurde und das eine erstaunlich lange, teils vergessene Geschichte hat. Die kurze Wanderung zur Luegsteinhöhle lässt sich im Sommer perfekt mit einem Abstecher zum kühlen Bergsee verbinden. Auch im Frühjahr, im Herbst oder im (schneearmen) Winter lohnt sich die Wanderung zur Höhle. 

Oberaudorf

Weniger als 5.000 Einwohner zählt das kleine Örtchen Oberaudorf kurz vor der Grenze zu Österreich. Berühmtester Sohn der Stadt ist wahrscheinlich der ehemalige Fußballer Bastian Schweinsteiger, der auf dem Platz direkt am Ortseingang nicht nur das Kicken lernte, sondern im örtlichen Skigebiet Hocheck auch das Skifahren. Beides lag dem Weltmeister von 2014 so gut, dass er sich erst spät für den Fußball und gegen das Skifahren entschied. Auch Edmund Stoiber, ehemaliger bayerischer Ministerpräsident und Kanzlerkandidat im Jahr 2002, wuchs in dem kleinen Örtchen auf.

Der Audorfer Höhlenweg

Unsere Wanderung auf dem Audorfer Höhlenweg startet im Zentrum von Oberaudorf und sie führt uns zunächst am Audorfer Museum und dem bekannten Höhlenhaus Weber an der Wand vorbei. Das Höhlenhaus ist quasi eins mit dem Felsen. Das Dach liegt direkt am blanken Stein, der zugleich die Rückwand des Hauses bildet. Vom 17. Jahrhundert bis ins 18. Jahrhundert hinein lebten hier Einsiedler, erst später wurde der Weber an der Wand zum Gasthaus, das es bis 2019 noch immer war.

Der Luegsteinsee ist die nächste Station unserer Wanderung, hinter dem wir nun etwas steiler im Wald aufsteigen und mehrere Infotafeln passieren. Etwa 25 Minuten folgen wir dem Weg als sich der Pfad mehr und mehr verengt und es zur rechten Seite bedrohlich abwärts geht. Vor uns türmt sich der Fels regelrecht auf und ein schmaler, ausgesetzter Pfad, gesichert mit einem Stahlseil zur Linken, endet an einer steil aufragenden Leiter, die hinauf in die Luegsteinhöhle, die auch als Grafenloch bezeichnet wird, führt. Gerade die letzten Meter verlangen Trittsicherheit.

Die Sage vom Grafen

Einer Sage, ob wahr oder unwahr lässt sich nicht sagen, ist Grund für die ungewöhnliche Bezeichnung. So soll auf der Auerburg in Oberaudorf einst der Sohn eines Grafen gelebt haben. Seine Gier mehr besitzen zu wollen und mehr Macht zu haben, ließ ihn schließlich seine beiden Eltern heimtückisch ermorden. Nachdem ihm prophezeit wurde, dass er dafür vom Blitz erschlagen werden würde, verspottete er noch die Weissagerin.

Doch als es nur wenig später am Himmel tobte und ein donnernder Blitz in den Turm der Auerburg einschlug, packte ihn die Angst und er raffte seinen Besitz zusammen, um in die sichere Höhle oberhalb von Oberaudorf zu fliehen. Beim Erklimmen der Leiter ins Grafenloch wurde der Graf aber kurz vorm vermeintlich sicheren Ziel vom Blitz getroffen. Noch heute soll die Spur des Einschlags über dem Eingang der Höhlenburg sichtbar sein. 

Die Luegsteinhöhle oder das Grafenloch

Ohne vom Himmel zuckende Blitze überwinden wir nun die Leiter und erreichen die Luegsteinhöhle. Das Erstaunen über die schiere Größe der Höhle ist groß. Ähnlich wie die Überraschung über die Ausgrabungen im Jahr 2008, die bewiesen, dass die Luegsteinhöhle nicht wie ursprünglich angenommen als Zuflucht im 30jährigen Krieg diente, sondern bereits viel früher genutzt wurde. 

Schon ab dem 11. Jahrhundert diente das Grafenloch als Höhlenburg. Die Mauerreste lassen sich erahnen wie hoch die Stützmauer gewesen sein muss. Heute wird davon ausgegangen, dass die Luegsteinhöhle zweistöckig genutzt wurde und es sogar eine beheizbare Bohlenstube gegeben hat. Darauf weisen Funde hin, die bei den Ausgrabungen 2008 gemacht wurden. Die Höhle wurde aber nur etwa 200 Jahre lang bewohnt, anschließend regelrecht vergessen.

Kleine Nachbarhöhle: Rossstall

Über die Leiter geht es nun wieder zurück auf den Steig unterhalb des Grafenlochs und wir machen noch einen Abstecher zum Rossstall, einer kleineren Höhle, nur wenige Meter von der Höhlenburg entfernt, in der der Sage nach die Pferde des Grafen Unterschlupf fanden. 

Auf dem Höhlenweg zurück

Zurück nach Oberaudorf geht es auf dem gleichen Weg, nicht aber ohne das an warmen Sommertagen obligatorische Bad im Luegsteinsee mitsamt seiner Wasserrutsche. Auf Grund seiner geringen Tiefe erwärmt der sich an der Oberfläche zwar relativ schnell. Durch das stetig nachlaufende Wasser direkt vom Berg wird der Luegsteinsee aber doch nie so richtig warm.

Inntaler Unterwelten

Neben dem Grafenloch lassen sich im Inntal noch drei weitere Höhlen entdecken. Die Wendelsteinhöhle unweit des Gipfels ist die größte Höhle der Inntaler Unterwelten. Im benachbarten Tirol gibt die Hundalm Eishöhle gänzlich andere Einblicke ins Innere des Bergs. In der Tischoferhöhle, ebenfalls auf österreichischer Seite und inmitten des Kaisergebirges, wurden bis heute die Knochen von über 380 Höhlenbären entdeckt.

Ausgangspunkt: Oberaudorf Zentrum

Höchster Punkt: Grafenloch, 695 m

Tiefster Punkt: Oberaudorf, 477 m

Anfahrt: A93 bis Ausfahrt Oberaudorf und weiter ins Zentrum. ÖPNV: Mit dem Zug direkt bis Oberaudorf und in wenigen Minuten zu Fuß ins Zentrum.

Gehzeiten: Oberaudorf – Weber an der Wand 15 Min. – Luegsteinsee 10 Min. – Grafenloch 25 Min. – Oberaudorf 40 Min.

Touristeninformation: Tourist Info Oberaudorf

Einkehr: zahlreiche Einkehrmöglichkeiten im Zentrum Oberaudorfs

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