Freundschaftsweg der Bergsteigerdörfer Sachrang und Schleching

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Verbundenheit, die mehr als ein Symbol ist. Dafür steht der Freundschaftsweg zwischen den Bergsteigerdörfern Sachrang und Schleching, der einmal über den Geigelstein und durch sein weitläufiges Naturschutzgebiet führt.

Freundschaftsweg der Bergsteigerdörfer Sachrang & Schleching © GipfelfieberFreundschaftsweg der Bergsteigerdörfer Sachrang & Schleching © Gipfelfieber
Freundschaftsweg der Bergsteigerdörfer Sachrang & Schleching © Gipfelfieber

Ein Berg, der verbindet. Zwischen dem Achental mit seinem Bergsteigerdorf Schleching und dem Priental mit seinem Bergsteigerdorf Sachrang liegt der Geigelstein. Der wird auch als Blumenberg der Chiemgauer Alpen bezeichnet und seit über 30 Jahren ist das Gebiet um seinen Gipfel und seine Ausläufer weiträumig als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Doch es hätte anders kommen können. Lang gab es Bestrebungen hier eine Skischaukel zu errichten, die Schleching und Sachrang, seit 2017 beides Bergsteigerdörfer des Alpenvereins, miteinander verbunden hätte.

Es formierte sich reger Widerstand, so dass nach langem Kampf von den Plänen abgerückt wurde. Mit der Auszeichnung als Naturschutzgebiet Geigelstein waren die Gedankenspiele schließlich endgültig vom Tisch. Auch die Geigelsteinbahn, die von Schlechinger Seite hinauf bis zur Wuhrsteinalm führte, steht seit 2013 still. Die Natur dankt es und heute sucht man Pistenrummel rund um den höchsten Chiemgauer Berg auf deutscher Seite vergebens. Zum Glück.

Seit dem Herbst 2024 sind die beiden Bergsteigerdörfer Schleching und Sachrang über den Bergsteigerdörfer Freundschaftsweg miteinander verbunden, der in zwei Varianten durch das Geigelsteingebiet führt.

Das sind die Bergsteigerdörfer

Die Bergsteigerdörfer sind eine Initiative der Alpenvereine. Als Bergsteigerdörfer werden Orte ausgezeichnet, die sich ihre Ursprünglichkeit trotz des boomenden Tourismus – vor allem in den Alpen – erhalten konnten. So finden sich in Bergsteigerdörfern keine riesigen Skigebiete mit Aprés Ski-Hütten. Ganz im Gegenteil, denn weniger ist mehr: Hier wird noch im Einklang mit der Natur gelebt und das Bewusstsein darüber prägt die mittlerweile 33 Orte, die dieses besondere Label tragen dürfen.

Wie es der Name schon sagt, ist das Bergsteigen und Wandern in den Dörfern und Tälern fester Bestandteil der Kultur und auch des eigenen Selbstverständnisses.

In mittlerweile sechs Ländern gibt es Bergsteigerdörfer. In Deutschland war Ramsau bei Berchtesgaden das erste Bergsteigerdorf. 2017 kamen mit Sachrang und Schleching die zwei Orte in den Chiemgauer Alpen dazu. 2018 noch Kreuth unweit des Tegernsees.

Winterliches Sachrang © Gipfelfieber

Sachrang

Das kleine Sachrang am Ende des Prientals, knapp 10 Kilometer südlich von Aschau im Chiemgau und kurz vor der Grenze zu Tirol ist ein kleines malerisches Bergdorf, eingebettet zwischen dem Geigelstein und dem Spitzstein und vor der eindrucksvollen Kulisse des Zahmen Kaisers.

Schleching

Schleching ist etwas größer als Sachrang und konnte sich seine gemeindliche Eigenständigkeit erhalten. Am Ende des Achentals ist es auch von hier nicht weit bis nach Tirol und das benachbarte Kössen. Seit 2020 verbindet der Schmugglerweg durch die Klobensteinschlucht die beiden Gemeinden auf deutscher und österreichischer Seite.

Die Tour in der Übersicht

  • Start (Auto & ÖPNV): Sachrang Zentrum, Parkplatz Geigelstein, Bus: 9502 bis Sachrang Zentrum (alternativ in Schleching; Ortsteil Mühlau oder Ortsteil Ettenhauen; Bus: 9509)
  • Route: Sachrang – Schreckalm – Sulzingalm – Priener Hütte – Geigelstein Gipfel – Wuhrsteinalm – Ettenhausen – Schleching – Mühlau – Dalsensattel – Hainbach – Innerwald – Huben – Sachrang
  • Länge (einfach): 37,5 km
  • Dauer: 12  – 13 h (aufgeteilt auf zwei Tage)
  • Höhenmeter (einfach): 1.831 hm
  • Charakter: lange, technisch weitestgehend einfache Bergtour, die sich am besten auf zwei Tage aufteilen lässt (Übernachtungsmöglichkeiten in Sachrang, Schleching oder auf der Priener Hütte); Trittsicherheit beim Abstieg vom Geigelstein notwendig
  • Höchster Punkt: Geigelstein, 1.808 m
  • Einkehrmöglichkeiten/Hütte: Schreckalm (teilweise), Priener Hütte, Wuhrsteinalm (teilweise), Vordere Dalsenalm




Bergsteigerdörfer Freundschaftsweg zwischen Sachrang und Schleching

Der Bergsteigerdörfer Freundschaftsweg zwischen Sachrang und Schleching wurde von den Arbeits- und Initiativkreisen der beiden Bergsteigerdörfern auf den Weg gebracht. Die Idee war, nicht nur die Verbundenheit mit dem gemeinsamen Geigelstein zu teilen, sondern zugleich die Verbundenheit, die es seit jeher zwischen den beiden Tälern und den beiden Orten gab.

Der Freundschaftsweg führt heute in zwei Varianten von Sachrang nach Schleching und zurück (bzw. umgekehrt). Am besten wird die weitestgehend einfache Wanderung als Zwei-Tages-Tour absolviert, die nicht nur abwechslungsreich ist, sondern auch genug Zeit lässt, die tief in den Orten gelebte Tradition, die Almwirtschaft und das Leben in den Bergsteigerdörfern zu erfahren.

Variante 1: Freundschaftsweg Gipfel

Vom Ortskern in Sachrang unweit des Sachranger Dorfladens führt der “Freundschaftsweg Gipfel” zunächst aus dem Ort heraus und in Sichtweite zur ehemaligen Skisprungschanze, an der sich schon Regisseur Werner Herzog während seiner Sachranger Kindheit versuchte. Im Wald führt der Weg aber weg von der Schanze und bald geht es zunächst über den Fahrweg zur Priener Hütte aufwärts. Hinter einer kleinen Jagdhütte folgen wir dem nach links abzweigenden Steig, treffen noch einmal kurz auf die Forststraße zur Schachenalm, um anschließend im dichten Wald aufzusteigen.

Bald öffnet sich das Gelände und wir wandern an der Schreckalm und der Sulzingalm vorbei. Vor dem Aufstieg zum Gipfel des Geigelsteins lässt sich noch ein kurzer Abstecher zur Priener Hütte einlegen (hier ist auch eine Übernachtung möglich). In einem großen Schwenk wird die Gipfelmulde umgangen und zuletzt geht es durch Latschen einfach, aber mühsam bis zum Gipfel des Geigelsteins auf 1.808 m. Hier wartet ein herrlicher Rundumblick auf das Chiemgau, hinüber zum Kaisergebirge und bis zum Alpenhauptkamm und die Hohen Tauern.

Vom Gipfel erfolgt der Abstieg etwas ausgesetzt (Trittsicherheit!) zur Scharte zwischen Geigelstein und Breitenstein. Über die Wirtsalm geht es recht schnell hinab zur Wuhrsteinalm und in einer weiteren Stunde bis in den Schlechinger Ortsteil Ettenhausen.

Variante 2: Freundschaftsweg Tradition

Etwas einfacher und konditionell weniger fordernd ist die Wanderung über den Freundschaftsweg Tradition. Vom Schlechinger Ortsteil Mühlau geht es über die breite Forststraße hinauf in Richtung Dalsensattel. An der Vorderen Dalsenalm lockt die Einkehr in eine wunderbar urige Stube. Vorbei an der Hinteren Dalsenalm steigen wir weiter hinauf zum Dalsensattel. Von hier ließe sich auch – sehr steil – zum Weitlahnerkopf aufsteigen. Wir folgen allerdings dem Freundschaftsweg und spüren auch den in den Oberschenkeln, denn vor allem zu Beginn des Abstiegs vom Dalsensattel geht es steil hinab, immer dem Klausgraben folgend bis in den Sachranger Ortsteil Hainbach.

Auf der anderen Talseite lockt ein kurzer Abstecher zum Schossrinn-Wasserfall. Immer an der Prien entlang geht es nun noch eine knappe Stunde zurück bis nach Sachrang, wo der Freundschaftsweg endet (oder beginnt).

Die Tour bei Outdooractive

Fazit

Der Freundschaftsweg zwischen den Bergsteigerdörfern Sachrang und Schleching steht symbolisch für die Verbundenheit der beiden Orte in den Chiemgauer Alpen und führt mitten durch das Naturschutzgebiet Geigelstein, das es ohne diese gelebte Verbundenheit heute in der Form nicht geben würde.

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