Alte Steige auf den Edelweißlahner: In den steilen Ostwänden der Reiteralpe

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Der Aufstieg zum Edelweißlahner auf der Reiteralpe über einen alten Steig erfordert neben Wegfindungsgespür auch ein wenig Mut. Als Belohnung warten eine Dusche und ein Bad.

Alte Steige auf den Edelweißlahner: In den steilen Ostwänden der Reiteralpe © GipfelfieberAlte Steige auf den Edelweißlahner: In den steilen Ostwänden der Reiteralpe © Gipfelfieber
Alte Steige auf den Edelweißlahner: In den steilen Ostwänden der Reiteralpe © Gipfelfieber

Rund um den Hintersee in den Berchtesgadener Alpen ist das Gedränge in aller Regel groß. Selbst an Schlechtwettertagen wabern etliche Reisebusladungen rund um einen der schönsten Seen Bayerns, Fotografen fotografieren das immer wieder gleiche Bild und die Restaurants am Ufer sind eine wahre Goldgrube und von früh bis spät prall gefüllt.

Aber es geht auch anders: Zwar startet die Tour auf den Edelweißlahner unweit des Hintersees und bietet immer wieder grandiose Tiefblicke auf den türkis-grün-funkelnd-leuchtenden See. Der alte Steig durch die steile Ostwand der Reiteralpe wird nur sehr selten begangen und andere Bergsteiger trifft man daher kaum. Bei dem durchaus anspruchsvollen Aufstieg sind Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und ein gutes Wegfindungsgespür Voraussetzung. Mit etwas Glück lässt sich auch Edelweiß entdecken.




Durch den Antonigraben

Wir starten unsere Tour auf den Edelweißlahner, teilweise auch Edelweißlahnerkopf, am Wanderparkplatz in Brandhäusl, knapp einen Kilometer vom Hintersee entfernt (fürs Navi: Haus Brandl). Von dort wandern wir auf dem Weg in Richtung Halsalm und nach etwa 20 Minuten gibt es mehrere Steige, die etwas unscheinbar rechts abzweigen. Die führen zunächst steil im Wald nach oben, um kurz darauf auf den Antonigraben zu treffen (im weiteren Verlauf des Grabens direkt am See steht die Antonikapelle). Wir folgen nun dem schmierigen Graben aufwärts und erreichen nach einer knappen Stunde den Wandfuß.

Vergessener Steig durch die Ostwand

Auf einem großen Stein weisen deutliche Markierungen den Weg. Rechts geht ein sehr ausgesetzter Steig direkt zur Eisbergscharte und von dort weiter auf den gleichnamigen Eisberg. Nach links hingegen weist der Weg auf den Edelweißlahner.

Der Einstieg ist allerdings noch ein kleines Stück entfernt. Hierfür queren wir zunächst das Geröllfeld unter der Wand nach links (südwestliche Richtung). Verblasste Markierungen und deutliche Pfadspuren weisen den Weg bis wir nach weiteren 20 Minuten eine Rinne erreichen.

Am Stahlseil wird eine kurze, aber ausgesetzte, bei Nässe unangenehme Felsstufe überwunden (mit Hund braucht es hier etwas Nachhilfe). Vorerst lässt sich der Weiterweg nun nicht mehr verfehlen und im Gehgelände queren wir unter einer Wand wieder nach rechts. Eine Gedenktafel an ein junges Mädchen, das hier vor ein paar Jahren tödlich verunglückte, mahnt vor der potentiellen Absturzgefahr.

Immer weiter windet sich der Steig zur Reiteralpe empor, unterbrochen von kleinen Passagen, wo es hilfreich ist, die Hände zum Einsatz zu bringen und unterbrochen von den Tiefblicken auf den funkelnden Hintersee. Meist ist der Weg nicht zu verfehlen. Im oberen Teil ist aber gutes Wegfindungsgespür nötig, um im steilen Schrofengelände nicht falsch abzubiegen. Der alte Steig hält sich wieder rechts (nordöstlich) und mündet schließlich in eine Latschengasse, die bis zum Ausstieg in einer Scharte knapp unterhalb des Edelweißlahners führt (ca. 1,5 h ab Einstieg).

Aufstieg zum Edelweißlahner

Der Gipfel des Edelweißlahners ist nun nicht mehr weit und der Weiterweg liegt auf der Hand. Dem nun besser erkennbaren Steig über die Nordflanke ohne größere Schwierigkeiten bis zum Gipfelkreuz (1.953 m), das sich erst spät zeigt, folgen (ca. 15 min).

Alternative Aufstiege

Der Normalweg auf den Edelweißlahner startet an der Neuen Traunsteiner Hütte. Hierbei wird zunächst das Plateau der Reiteralpe gequert und deutlich einfacher als über den alten Steig geht es von Nordwesten bis zum Gipfelkreuz.

Auch ein Aufstieg von der Schwarzbergwacht, den Eingeschossenen Steig und die Reiteralm ist möglich. Alternativ lässt sich der Edelweißlahner auch als Teil einer spannenden Überschreitung des Ostkamms der Reiteralpe erreichen.

Abstieg und Belohnung

Wir folgen beim Abstieg zunächst dem Aufstiegsweg bis zur Scharte und dem deutlicher markierten Steig bis zur Eisbergalm, einer urigen Jagdhütte zwischen Eisberg und Zirbeneck. Der Weg ist beschwerlich und folgt später wieder einfacher in ein breites Tal, in dem es steil hinab geht. Am Ende wird eine prägnante Felsstufe über den Eingeschossenen Steig, der in den Fels gesprengt wurde, passiert.

Hier kommt das Wasser in Rinnsalen von oben herab und sorgt für eine angenehme Erfrischung. Anschließend geht es im stets unangenehm nassen Wald nach unten zum Wachterlsteig, der zur Schwarzbachwacht führt. Vorbei am Taubensee wird der Eisberg umrundet, um nach einer weiteren knappen Stunde am Ausgangsort in Brandhäusl anzukommen.

Fazit

Die Tour auf den Edelweißlahner über den Steig durch die Ostwände der Reiteralpe ist ein anspruchsvolles Unterfangen, das Erfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraussetzt. Die Wegfindung ist meist problemlos, erfordert zwischenzeitlich aber doch erhöhte Aufmerksamkeit.

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