Nachdem wir in den ersten Etappen zur Kaindlhütte und weiter über den Scheffauer zur Gruttenhütte gegangen sind, geht es weiter über die höchste Erhebung des Wilden Kaisergebirges, dem Ellmauer Halt, und von dort hinab ins Kaisertal.
Die Etappe tags zuvor von der Kaindlhütte über den Scheffauer bis zur Gruttenhütte hatte uns gut geschlaucht und es folgte eine Nacht inmitten eines randvollen 20er-Matratzenlagers. Oropax gehören zwar bei mir in die Grundausstattung des Trekkingrucksacks und werden eigentlich nie ausgepackt, aber der ein oder andere wird jetzt trotzdem nickend vorm Bildschirm sitzen. Die Nacht war entsprechend unruhig und spätestens als der Erste um 5:30 Uhr vom Waschen zurück ins Zimmer kam und ein lautes “Aufwachen” in die Runde rief, war die Nacht vorbei.
Inhaltsverzeichnis
Morgenstund hat Gold im Mund
Zusammenpacken, schnell zwei Müsliriegel genehmigen, Wasser abfüllen (es gibt auf der Überschreitung ins Kaisertal erst am Ende wieder Wasser), Abmarsch, schließlich wollten wir vor den Massen im Klettersteig sein. In einer knappen Stunde geht es bis zum Einstieg in den Gamsängersteig (Schwierigkeit: B/C, 1). Das geht weitestgehend problemlos. Unterhalb des Einstiegs sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit allerdings erforderlich.
Der Gamsängersteig auf die Ellmauer Halt
Nach dem Anlegen des Klettersteigsets (auch hier herrscht wie am Vortag wieder Steinschlaggefahr) geht es nun hoch, ohne dass es allzu große Schwierigkeiten zu bewältigen gibt. Es geht mal steil, mal weniger steil hinauf. Mal ist mehr Handeinsatz gefragt, mal weniger. Kurz bevor man oben ist, teilt sich der Steig. Links geht es durch einen Kamin und über eine Leiter nach oben. Rechts geht es außen hoch. Wir entscheiden uns für die linke Variante und kurz danach kommen wir an der Babenstuberhütte – einem Notfallbiwak kurz unterhalb des Gipfels – vorbei, lassen diese links liegen und stehen kurz danach auf dem höchsten Gipfel des Wilden Kaisers, dem Ellmauer Halt mit 2.344 m. Knapp 2 Stunden dauert der Aufstieg bis hierhin ab der Gruttenhütte.
Abstieg über den Kaiserschützensteig
Nach einer kurzen Pause und dem Genuss des Weitblicks brechen wir auf. Zum einen, weil es schnell immer voller wird, da der Gamsängersteig an schönen Sommertagen entsprechend hoch frequentiert ist. Zum anderen, weil wir noch eine ordentliche Strecke vor uns haben. Über den Kaiserschützensteig wollen wir weiter ins Kaisertal absteigen und so die doppelte Überschreitung zum Ende bringen. Der Kaiserschützensteig (Schwierigkeit B/C, 1+) ist im oberen Stück ohne größere Schwierigkeiten zu bewältigen, aber doch ein stückweit anspruchsvoller als der Gamsängersteig. Die Ausblicke rundherum sind beeindruckend. Zwischendrin kommt ein längeres Stück, welches ohne Sicherungen auskommt. Es geht rasch bergab, bevor man sich wieder einhängt und ein paar Stellen kommen, die kraftraubend werden.
Es geht über blanken Fels und der einzige Halt ist oft nur das Stahlseil. Handschuhe schaden hier nicht. So geht es weiter bis der Weg steil in Serpentinen abfällt. Hier wird es richtig ermüdend und die Beine haben so langsam keine Lust mehr. Geschafft ist es trotzdem noch nicht. Es folgen ein paar letzte Kletterstellen, bei denen wir uns dankend in das Stahlseil einklinken. Über Geröll geht es anschließend in Richtung des Schärlingerbodens.
Hier treffen wir auf den Weg, der zur Roten Rinnscharte hochgeht, über die wir auch hätten absteigen können. Letztlich war der Kaiserschützensteig im Abstieg zwar extrem anstrengend, aber doch absolut lohnenswert. Die Gipfel, die wir mit Gamshalt und Kleinem Halt noch hätten mitnehmen können, haben wir aber trotzdem sein lassen. Für den Kaiserschützensteig haben wir mit Pausen etwa 3 bis 3,5 Stunden gebraucht.
Nun geht es über den Schärlingerboden noch eine gefühlte Ewigkeit bergab, schließlich liegt unser vorläufiges Ziel, das Hans-Berger-Haus, auf 936 Meter Höhe. Über Geröll und Schutt geht es mal gemächlich, mal steiler bergab. Und doch dauert es fast zwei Stunden bis wir an der Hütte ankommen und uns dort eine Stärkung genehmigen.
Schöne Tour – schlimmes Ende?
Nach einer knappen Stunde Pause beschließen wir weiter zu gehen. Noch nicht sicher, ob wir nicht sogar bis Kufstein absteigen, gehen wir weiter. An einem Bachlauf geht es idyllisch entlang in Richtung des Anton-Karg-Hauses (auch Hinterbärenbad). Und es folgte eine Situation, die sich bei mir nachhaltig eingebrannt hatte: Gedankenverloren folge ich dem Weg, überquere eine Brücke. Mein Blick ist gesenkt und plötzlich sehe ich unter mir schwarze Schuppen.
Ich ziehe mein Bein erschrocken zurück und in diesem Moment schnellt eine pechschwarze Kreuzotter (Höllenotter), die sich auf der Brücke gesonnt hat, nach vorn und fällt so auch von der Brücke. Gleichermaßen erschrocken wie erstaunt, beobachten wir die Schlange, die sich schnell von dannen macht. Auf die Idee, ein Foto zu machen, kommen wir jedoch zu spät.
Im Anton-Karg-Haus (Hinterbärenbad)
Nach insgesamt knapp 15 Minuten erreichen wir das Anton-Karg-Haus und beschließen, nachdem wir uns von der Wirtin ein Zimmer haben zeigen lassen, dort zu bleiben. Schnell fällt auf wie liebevoll die Hütte eingerichtet ist. Man merkt die Liebe fürs Detail in jedem Zimmer und jedem Raum. Und der Blick vom Platz vor der Hütte auf die zurückliegende Tour entschädigt. Es folgen zum Abendessen wunderbare Tiroler Spinatknödel, die ich später auch nachgekocht habe. Mit dem Aufstieg zum Sonneck über den Kufsteiner Klettersteig wäre auch eine erneute Überschreitung des Wilden Kaisers möglich.
Fazit
Zurückblickend eine sehr lange und anstrengende Überschreitung, vor allem weil auch hier wieder Temperaturen jenseits der 25-Grad-Marke herrschten. Aber doch eine unglaublich schöne Tour, die sich langfristig ins Gedächtnis eingebrannt hat. Auf dem Kaiserschützensteig hat man zudem so ziemlich seine Ruhe und kann die rauen Formen des Wilden Kaisers in allen Zügen genießen.
Am nächsten Morgen wandern wir anschließend in knapp zwei Stunden durch das Kaisertal zurück zum Parkplatz in Sparchen. Auch ein Bienenstich kann mir die wunderbaren Tage im Wilden Kaiser mit traumhaftem Wetter nicht mehr vermiesen. Kaum sind wir fünf Minuten im Auto bricht ein schweres Unwetter über Kufstein und das Kaisergebirge herein…
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