Der Königsjodlersteig am Hochkönig: Abgrundtief genial

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Der Königsjodlersteig am Hochkönig ist einer der spektakulärsten Klettersteige im Alpenraum und auf Grund seiner Länge wohl der schwierigste im Ostalpenraum. Einige Stunden muss man für den Aufstieg einplanen. Und dann muss man auch noch nach unten…

Der Königsjodlersteig am Hochkönig © Gipfelfieber.comDer Königsjodlersteig am Hochkönig © Gipfelfieber.com
Der Königsjodlersteig am Hochkönig © Gipfelfieber.com

Am frühen Samstag Nachmittag brechen wir in München auf, um pünktlich in den typischen A8-Ferienzeit-Stau hineinzugeraten. Irgendwie kommen wir mit reichlich Verspätung in Bad Reichenhall an. Von dort geht es an Salzburg vorbei weiter auf der Autobahn in Richtung Villach bis wir in Richtung Hochkönig abfahren. Nun geht es schnell nach oben, das Massiv des Hochkönigs immer vor Augen. Durch Mühlbach fahren wir durch und parken schließlich am Dientener Sattel. Von dort geht es eigentlich in nur 20 Minuten bis zur Erichhütte, wenn man nicht von dem überwältigenden Panorama abgelenkt wäre, was es die ganze Zeit zu fotografieren gilt.

Enzianschnaps und Sonnenuntergang

In der Erichhütte sollte man vorab lieber reservieren, auch wenn an diesem Abend erstaunlicherweise wenig los ist. Offenbar haben auf Grund des schlechten Wetters am Vortag viele storniert. Warum sie dabei nicht den Wetterbericht gelesen haben, bleibt im Dunkeln… In der Hütte fühlen wir uns eigentlich gut aufgehoben, aber der Bruder des Hüttenwirts (?) macht auf uns irgendwie einen unfreundlichen Eindruck und das hinterlässt irgendwie einen faden Beigeschmack. Das Essen schmeckt trotzdem. Der Enzianschnaps auch, obwohl ich meinen letzten in grausiger Erinnerung hatte. Und der Sonnenuntergang ist überwältigend. Im Süden thronen der Großglockner und das Große Wiesbachhorn mächtig als herrschten sie über den ganzen Alpenraum. Hinter der Hütte schwingt sich der Hochkönig in beeindruckenden Felsformationen empor. Ziemlich bald geht es ins Bett, denn wir wollen am nächsten Morgen in aller Frühe los.

 




Zeitiger Aufbruch zum Einstieg

Die Nacht ist allerdings reichlich unbequem und lässt bei allen nicht viel Schlaf zu. Trotzdem starten wir am Morgen um 5 Uhr, sehen oben am Berg aber bereits einige Lichter. Wir sind also nicht die Ersten. Und bei weitem nicht die Letzten. In gemächlichem Anstieg geht es nun bergan. Nach einer knappen Stunde gabelt sich der Weg. Wir folgen links dem Schild in Richtung Königsjodler, während der Weg rechts über den Grandlspitzsteig (Schwierigkeit: D) auf die Taghaube geht. Kurz darauf erreichen wir die Hochscharte. Nun heißt es Klettersteigset anlegen, zwei Müsliriegel essen und auf geht`s.

Einstieg in den Königsjodler Klettersteig

Bereits der Einstieg in den Klettersteig hat es in sich. Der D-Stelle folgen kürzere Abschnitte im Bereich A/B. Zwischen den Schwierigkeitsgraden wechselt es nun immer mal. Meist ist die Schwierigkeit wohl bei C einzuordnen (insgesamt ist der Königsjodlersteig ob seiner Länge aber in Kategorie D einzuordnen). Es geht nun über die Teufelshörner. Es ist ein ständiges Auf und Ab. Es folgen Seilbrücken, breite Spalten, die es zu übertreten gilt. Dabei ist man aber zu jeder Zeit gesichert. Den Flying Fox, eine Seilrutsche, lassen wir außen vor und gehen stattdessen unter ihm durch, nachdem vor uns jemand extreme Mühe hatte, sich rüberzuziehen. Weiter geht es hoch und wieder runter bis zur für mich spektakulärsten Stelle. Der Brücknergrat ist ein extrem ausgesetzter Abschnitt, auf dem man auf dem wenige Zentimeter breiten Grat balanciert oder mal links und mal rechts davon. Weiter geht es hoch und runter und nach etwa 2 bis 2,5 Stunden erreicht man den Notausstieg ins Birgkar.

Notausstieg oder langer letzter Aufstieg

Es folgen ein paar hundert Meter Gehgelände bis zum Fuß des Kummetsteins. Hier folgt nun das meiner Meinung nach kraftraubendste Stück des Königsjodlersteigs. Es geht senkrecht in der Wand hoch. Teilweise sind Stellen dabei, die richtig Kraft und Ausdauern fordern. Eine ganze Weile geht das so. Unter einem direkt der Abgrund. Irgendwann ist aber auch das geschafft.

Es folgt natürlich wieder ein steiler Abstieg. Und auf der anderen Seite ein letzter sehr steiler Aufschwung, der nochmal gewaltig Kraft kostet. Der Ausstieg ist nun aber langsam in Sicht (sofern sich die Wolken denn mal gütig zeigen, Bilder ohne Wolken gibt`s bei via-ferrata.de) und nach insgesamt knapp 4 Stunden reiner Kletterzeit (zzgl. Pausen) erreichen wir den Ausstieg am Hohen Kopf. Insgesamt haben wir im Königsjodlersteig 1.700 Höhenmeter hoch und runter zurückgelegt.

Zum Gipfel des Hochkönigs

Vom Hohen Kopf halten wir uns nun rechts. Nach rechts zweigt der Abstieg ins Birgkar ab, der mit deutlichen Warnschildern versehen ist. Bevor wir absteigen, wollen wir aber noch auf den Hochkönig. Knapp 30 Minuten braucht man vom Ausstieg aus dem Königsjodler bis zum 2.941 m hohen Gipfel des Hochkönigs. Dankbar stärken wir uns bei einer Erbsensuppe im Matrashaus, um die Akkus wieder aufzuladen. Wer sich den langen Abstieg nicht antun will, sollte hier oben direkt die Nacht verbringen und am nächsten Tag absteigen. Für uns geht es aber nach knapp 40 Minuten Pause weiter.

Abstieg zur Torsäule und zum Arthurhaus

Für den Abstieg bieten sich nun zwei Varianten an. Zum einen könnte man über das Birgkar in Richtung Erichhütte absteigen. Wir entscheiden uns aber dagegen. Im Birgkar herrscht extreme Steinschlaggefahr und schon im Klettersteig haben wir die ganze Zeit rutschende und polternde Steine hören können.

Da wir nichts unnötig riskieren wollen, gehen wir den Normalweg auf den Hochkönig nach unten. Der ist am Anfang sehr eintönig. Unschwer geht es recht langsam bergab an Schneefeldern und Gletscherresten der Übergossenen Alm vorbei und darüber hinweg. Der Weg windet sich durch Geröll immer weiter bergab. Irgendwann kommen wir in das breite Ochsenkar mit der beeindruckenden Torsäule auf der linken Seite. An dessen Ende erwartet uns endlich wieder Grün, wir sehen nun auch die ersten Gämsen und am Ende umrunden wir die Mandlwand, machen nochmal kurz Rast an der Mitterfeldalm und steigen weiter ab bis zum Arthurhaus.

Mit allen Pausen eingerechnet waren wir so knapp 14 Stunden unterwegs. Beim Abstieg haben wir allerdings nicht mehr wirklich auf`s Tempo gedrückt, denn wir hatten das Glück, dass ein Chauffeur dort mit dem Auto auf uns abholbereit wartet. Wer zurück zum Dientener Sattel will, muss sich beeilen. Um 18:15 Uhr fährt der letzte Bus (verkehrt vorher im Zwei-Stunden-Takt).

Fazit

Zurückblickend eine wirklich überwältigende Tour. Unglaublich viele Eindrücke haben wir gesammelt. Ein extrem kräftezehrender Klettersteig, der wirklich nur von Geübten begangen werden darf. Und ein langer, gegen Ende fast schon zermürbender Abstieg durch eine wahre Mondlandschaft. Aber zurück bleiben viele tolle Erinnerungen an knapp 24 Stunden am Hochkönig.


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17 Kommentare

  1. Wow! Der steht auch ganz oben auf meiner Liste. Da habt ihr ja einen tollen Tag erwischt, sind schöne Bilder geworden. Bin gespannt auf die nächsten Stories vom Berg :-) Grüße aus Kempten!

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