Die Gartner Wand – Der Berg mit zwei Gesichtern

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Die Gartner Wand ist in vielerlei Hinsicht ein Berg mit zwei Gesichtern. Wenn das überhaupt ausreicht. Die Tour auf seinen Gipfel ist äußerst abwechslungsreich und erfreut das Bergsteigerherz.

Die Gartner Wand - Der Berg mit zwei Gesichtern © GipfelfieberDie Gartner Wand - Der Berg mit zwei Gesichtern © Gipfelfieber
Die Gartner Wand – Der Berg mit zwei Gesichtern © Gipfelfieber

Ferienbeginn in Bayern und Baden-Württemberg. Der denkbar schlechteste Tag des Jahres, um von München aus in die Berge zu fahren. Da hilft nur eins: Ein Frühstart. Und so tuckeln wir um kurz nach 6 Uhr bereits los gen Süden. Nur um nach 20 Minuten und kurz vorm Abbiegen auf die Autobahn gen Garmisch festzustellen: Bergschuhe wären eigentlich nicht verkehrt…

Also folgen wir dem Mittleren Ring weiter und umrunden die Münchener Innenstadt einmal, packen die fehlenden Schuhe ein und hoffen, dass die In-die-Ferien-Aufbrecher am ersten Ferientag doch lieber ausschlafen. Und tatsächlich: Das Glück ist uns hold und ohne Stau passieren wir Garmisch, lassen die Zugspitze links liegen und biegen kurz hinter dem kleinen Bichlbach ins Berwangertal und ins noch kleinere Bichlbächle ab, von wo die Tour auf die Gartner Wand startet.




Aufstieg zum Bichlbächler Jöchle

Blauer Himmel und strahlender Sonnenschein begleiten uns während wir zunächst am Stockachbach entlang dem Steig in Richtung des Bichlbächler Jöchle (probier, das schnell zehnmal hintereinander zu sagen) folgen. Aus der angenehmen Steigung wird bald eine anstrengende Steigung und durch Latschen hindurch schlängeln wir uns nach oben, immer den Blick frei auf den Roten Stein und seine Nachbarn. Nach etwas einer Stunde erreichen wir das Jöchle, gönnen uns ein Päuschen und grüßen den einzigen Esel inmitten der Pferde, die hier oben grasen. Wie der sich wohl fühlt?

Wir fühlen uns jedenfalls fantastisch, denn das, was wir sehen, erfreut das Herz.

Übergang zur Gartner Wand

Etwas weniger fantastisch ist der folgende Anstieg zur Gartner Wand, die von dieser Seite ein gänzlich harmloses Gesicht aufgesetzt hat, denn der führt zunächst durch viel loses Geröll, was das Vorankommen etwas beschwerlich macht. Das ist aber bald überwunden und nun führt der Steig an den breiten Wiesnhängen der Südseite bis zum Grat, wo die Gartner Wand ihr zweites Gesicht zeigt: Bedrohlich bricht der Fels hier hunderte Meter nach unten ab und uns ist klar, woher die Gartner Wand ihren Namen hat.

Wir folgen dem einfachen Pfad auf dem langgezogenen Gipfelkamm und können bald schon das Gipfelkreuz ausmachen. Schnell nähern wir uns und werden doch abrupt durch das sich komplett wechselnde Terrain ausgebremst. Ein Schild weist daraufhin, dass für das letzte Stück alpine Erfahrung nötig ist. Und tatsächlich: Nach einem recht steilen Abstieg durch Schrofengelände folgt eine leichte Klettereinlage durch eine Rinne (I), der sich wieder eine ausgesetzte, nicht ungefährliche Querung anschließt. Stahlseile entschärfen die schwierigsten Stellen, aktuell (Stand: August 2016) werden die aber erst wieder neu verlegt, so dass wir auf die Hilfsmittel verzichten müssen.

Mit sicherem Tritt geht das aber gut und kurz vorm eigentlichen Gipfel treffen wir auf die nächste Besonderheit der Gartner Wand: Es gibt zwei Gipfelkreuze. Ein kleines beim Ausstieg aus dem Nordgrat, ein stattliches am Hauptgipfel, wo wir Brotzeit machen und die Blicke in die Ferne schweifen lassen. Und zum Schauen gibt es an diesem wunderbaren Tag so einiges. Vom Tannheimer Tal bis zu den hohen Gipfeln des Hauptkamms reicht die Aussicht.

Abstieg über den Nordgrat

Nach der Stärkung bereiten wir uns auf den Abstieg vor. Über den Nordgrat wollen wir zum Sonnenbergjöchle absteigen. Und wieder zeigt die Gartner Wand wie abwechslungsreich sie ist und wieviele Gesichter sie hat. Das Abklettern über den Grat erfordert sehr sicheres Gehen und Schwindelfreiheit. Loser Schotter wechselt sich immer wieder mit leichten, aber exponierten Kletterpassagen (meist Schwierigkeitsgrad I) ab. So werden mehrere Steilstufen überwunden, wobei die letzte Steilstufe das wohl schwierigste Stück (IIer Schwierigkeit) darstellt. Viele Stücke sind mit einem angenehmen Gummi-überzogenen Stahlseil gesichert und erleichtern so den Abstieg. Nach der letzten Kletterstelle geht es über weniger steiles Schrofengelände hinunter zum Sonnenbergjöchle.

Aufstieg zur Bleispitze/Abstieg nach Bichlbächle

Wer noch nicht genug hat, nimmt in etwa 20 Minuten noch fix die Bleispitze mit. Uns führt der Abstieg aber direkt über die Bichlbächler Alpe zurück nach Bichlbächle, wo wir uns zufrieden eine Abkühlung im Bergbach gönnen.

Alternative Routen/Abstiege

Da der Abstieg über den Nordgrat nicht ohne ist, würde ich die Tour in entgegengesetzter Richtung empfehlen. Im Aufstieg sind die Kletterpassagen deutlich angenehmer. Alternativ bietet sich vom Gipfel der Gartner Wand auch die Überschreitung gen Osten über den langgezogenen Grat zum Grubigstein an, von dem nach Lermoos abgestiegen wird. Bei der Variante lohnt es sich, in Lermoos ein Fahrrad zu deponieren, um zurück zum Ausgangspunkt in Bichlbächle zu gelangen.

Fazit

Die Tour auf die Gartner Wand bietet richtig viel Abwechslung, bleibt ob ihres zu beiden Seiten am Ende schwierigen Gipfelzustiegs aber den sicheren Bergsteigern vorbehalten.


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2 Kommentare

  1. Die Drahtseile sind neu angebracht (jemand von Sport Total in Ehrwald meinte, seit zwei Jahren), und zwar nach Art von modernen Klettersteigen. Das gilt auch für die Passagen am Westgrat.
    Aus Prinzip in leichtem Gelände kletterte ich Nord- und Westgrat ohne Benutzung der Drahtseile, auch, um zu erleben, wie das war, als es die nicht gab. Für mich waren die Querungen am Westgrat ohne verführerischen Griff in die Drahtseile sehr heikel, weil in dem plattigen Fels auch viel brüchiges Gestein herumliegt. Am Nordgrat fand ich die schräge Aufwärtsquerung nach rechts im zweiten Aufschwung (von unten gerechnet) ohne Drahtseilbenutzung ebenfalls unangenehm wegen des sehr brüchigen Gesteins. Eine kurze Stelle war extrem brüchig.

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