Schlafsäcke für den Winter im Praxistest: Un(v)erfroren durch die Nacht

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Im Winter draußen biwakieren. Ohne einen guten warmen Winterschlafsack kein schönes Unterfangen. Wir haben sieben Winterschlafsäcke für Temperaturen knapp über und knapp unter dem Gefrierpunkt unter die Lupe genommen.

Fünf Schlafsäcke für den Winter im Praxistest © Gipfelfieber.comFünf Schlafsäcke für den Winter im Praxistest © Gipfelfieber.com
Schlafsäcke für den Winter im Praxistest: Un(v)erfroren durch die Nacht © Gipfelfieber.com

Tief und fest schlafen wie ein Baby, warm gebettet, selbst in einer kalten Winternacht unter dem Sternenhimmel oder im kleinen Zelt. Ob das mit den Winterschlafsäcken, die wir getestet haben, möglich ist?

Testbedingungen und Isomatte

Insgesamt haben wir fünf Daunen- und zwei Kunstfaserschlafsäcke getestet. Die Testbedingungen waren jeweils relativ ähnlich: Die Temperaturen jeweils um die -5°C  kalt. Mal in einer Schneehöhle, mal unter freiem Himmel. Und natürlich jeweils mit einer für die Temperaturen auch geeigneten Isomatte, ohne die der beste Winterschlafsack für das Camping im Schnee nichts wert ist.

Bei der Wahl der richtigen Isomatte sollte vor allem auf einen möglichst hohen R-Wert geachtet werden. Je dicker die Matratze ist, desto weniger Kälte kann von unten eindringen.




Winterschlafsäcke im Test

Folgende Winterschlafsäcke gehen für den Test ins Rennen: Nordisk Arctic 1100 (Daune), Mammut Sphere UL Winter (Daune), Mountain Equipment Snowline SL (Daune), Yeti Fusion 750 (Daune),  Nordisk Gormsson -10 (Kunstfaser), Mammut Alpine UL Winter (Kunstfaser), Grüezibag Biopod DownWool Subzero (Daune & Wolle)

Nordisk Arctic 1100 Winterschlafsack

Der Nordisk Arctic 1100 ist ein Winterschlafsack für richtig kalte Nächte. Sein Komfortbereich von -10°C (Limit: -18°C, Extrem: -35°C) erlaubt es, auch eisige Winternächte draußen zu verbringen. Dabei bringt der Daunenschlafsack aus der Nordisk Extreme-Serie lediglich 1.700 Gramm Gewicht auf die Waage. Das Packmaß von 33 x 33 Zentimetern fällt etwas größer aus als den anderen hier getesteten Daunenschlafsäcken, was aber schlicht durch das Mehr an Füllmaterial begründet ist.

Bei der Füllung kommt die von Yeti (das mittlerweile unter dem Namen Y by Nordisk firmiert) entwickelte Crystal Down Dry zum Einsatz, die dafür sorgt, dass die Daune auch dann noch wärmt, wenn sie nass geworden ist. Dafür, dass sie erst gar nicht nass wird, sorgt das wasserabweisende Außenmaterial (Rip-Stop) mit einer Wassersäule bis 1.200 Milliliter.

Der komplett in Deutschland produzierte Nordisk Arctic 1100 Winterschlafsack hält bei den frischen Testbedingungen zwischen -3°C und -7°C was er verspricht. Beinahe unmittelbar fällt die überragende Wärmeleistung des Winterschlafsacks auf, aber auch die gute Verteilung der Daunen. So sorgt die Konstruktion dafür, dass die an Ort und Stelle bleiben, was wiederum zur Folge hat, dass keine Kältebrücken entstehen können. Insgesamt der wärmste Schlafsack im Test.

Noch mehr zum Nordisk Arctic 1100 Winterschlafsack gibt es im kompletten Testbericht an dieser Stelle.

Grüezibag Biopod DownWool Subzero

Grüezibag Biopod DownWool Subzero beim Biwak © Gipfelfieber

Zugegeben, der Grüezibag Biopod DownWool Subzero ist kein waschechter Winterschlafsack. Mit einer Komforttemperatur bis 2°C und einem Limit von -4°C (Extrembereich bis -20°C) dürften Winternächte in 2000 Meter Höhe mit dem Schlafsack nicht nach einer Wiederholung schreien. Bei Temperaturen knapp über Null reicht der Grüezibag Biopod DownWool Subzero aber sehr wohl aus. Da die Winter in vielen Gegenden nur mehr selten richtig richtig tief runter gehen, kann man in wärmeren Nächten also bedenkenlos hier zugreifen.

Herausstechen tun beim Grüezibag Biopod DownWool Subzero nicht nur das Packmaß (komprimiert gerade mal 19×20 cm) und das Gewicht (850 g + Packsack), sondern auch der Schlafkomfort. Das erreicht Grüezibag durch eine Füllung, die aus 70 % Daune und 30 % Wolle besteht. Die Wolle sorgt dafür, dass die isolierende Wirkung der Daune selbst bei feuchteren Bedingungen nicht beeinträchtigt wird. Das wasserabweisende und atmungsaktive Material unterstützt das.

Und das merkt man: Unmittelbar nach dem Hineinschlüpfen in den Schlafsack wird es kuschlig warm. Selbst wenn man den Schlafsack kurz verlässt, hält sich die Wärme eine ganze Weile. Auch am Platz mangelt es nicht. Etwaige Kältebrücken sind zusätzlich mit einem Schutz isoliert, so dass einer angenehmen Nacht bei Temperaturen knapp über 0°C nichts im Wege steht. Die UVP von knapp 300 € ist preislich sehr fair.

Für kältere Bedingungen empfiehlt sich ein Blick zum Grüezibag Biopod DownWool Ice oder dem Grüezibag Biopod Down Hybrid Ice, beides waschechte Winterschlafsäcke.

Mammut Sphere UL Winter

Mammut Sphere UL Winter © Gipfelfieber.com

Der Mammut Sphere UL Winter ist ein Daunenschlafsack, der mit einem Gewicht von 1050 g (bei 180 cm Länge) angenehm leicht daherkommt.

Beim winterlichen Biwakieren bei etwa -5°C macht der Schlafsack von Mammut eine sehr gute Figur. Es wird im Inneren sehr schnell warm und gemütlich. Ob es bei der angegebenen unteren Grenze der Komforttemperatur von -11°C noch nicht frisch ist, hängt vom jeweiligen Kälteempfinden ab. Mir wäre es vermutlich zu kalt.

Auch bei etwas feuchteren Bedingungen lässt einen der Mammut Sphere UL Winter nicht im Stich, sorgt doch sein wasserabweisendes Material dafür, dass keine Feuchtigkeit in den Winterschlafsack eindringt. Der Kopf fühlt sich auch sehr gut gebettet. Durch einen schlauchartigen Einsatz ist das Kopfteil zudem vom übrigen Schlafsacks getrennt, so dass bei etwas weiter geöffnetem Luftloch trotzdem keine Kälfte in den Schlafsack eindringen kann. Auch Platz ist genug, um ein kleines Kissen mit unterzubekommen.

Neben den Möglichkeiten im Einsatz überzeugt auch das Packmaß. Mit etwas Kraftaufwand schafft man es dank des ausgeklügelten Systems den Packbeutel auf ein Bündel von etwa 20×25 cm zu bringen.

Mit 630 € bzw. 600 € für die 180-Version ist der Mammut Sphere UL Winter nicht gerade billig. Im Gegenzug bekommt man dafür einen Schlafsack, der auch bei Temperaturen bis etwa -7°C ein ausgesprochen gutes Gesamtbild abgibt.

Mountain Equipment Snowline SL

Mountain Equipment Snowline SL © Gipfelfieber.com

Auch der Mountain Equipment Snowline SL Winterschlafsack kommt mit einer Daunenfüllung daher und geht mit 1315 Gramm Gesamtgewicht etwas schwerer ins Rennen als das Mammut-Daunen-Modell. Wirklich merken, tut man das nicht. Das Mehrgewicht macht sich aber bei der Füllung bemerkbar. Denn ausgebreitet, ist der Schlafsack noch dicker, was eine Komforttemperatur von etwa -9°C (Limit: -17°C) mit sich bringt. Der Extrembereich ist sogar mit -37°C angegeben.

Im Mountain Equipment Snowline SL Schlafsack fühlt man sich hervorragend gebettet und die Nacht am kältesten Punkt Deutschlands, dem Funtensee, verbringe ich geruhsamer als in so manchem überfüllten Matratzenlager. Die Daunen isolieren sehr gut. Der Wärmekragen um den Hals und das Kopfteil fühlen sich auch ausgesprochen gut an. Kalt wird es nicht und nur der in der Nacht einsetzende Schneefall kitzelt am Morgen etwas im Gesicht. Der Außenhaut macht das nichts aus, denn die ist wasserabweisend, womit auf einen extra Biwaksack bei nicht allzu feuchten Unternehmungen verzichtet werden kann. Etwaige Kältebrücken an Reißverschlüssen sind ebenfalls mit einer Daunenkammer geschützt.

Reisekissen und eine Jacke finden im Schlafsack locker Platz. Und auch das Packmaß von 21×33 cm weiß zu überzeugen. Etwas trüben tut das hervorragende Gesamtbild der Preis von satten 719 € UVP.

Yeti Fusion 750

Yeti Fusion 750 © Gipfelfieber.com

Mit dem Fusion 750 liefert der deutsche Hersteller Yeti, der mittlerweile zu Nordisk gehört, einen Daunenschlafsack für unwirtliche Orte. Leicht fröstelnd hineingelegt, erwärmen sich Schlafsack und Körper innerhalb weniger Minuten und die Kälte verschwindet (Komforttemperatur: -3°C; Limit: -9°C; Extrem: -27°C).

Bei Außentemperaturen um die -5° C und leichtem Schneefall, bleibt der Schlafsack über acht Stunden innen warm und vor allem auch trocken. In der L-Variante ist bei einer Größe von 186 cm genug Platz, um sich nicht beengt zu fühlen. Im Kopfteil findet sich genug Platz für ein Kopfkissen. Selbiges lässt sich auch bis auf Tischtennisballgröße zuziehen und hält damit die Wärme im Schlafsack.

Der Winterschlafsack ist bestens verarbeitet und überzeugt bei Qualität und Design. Der massige Schlafsack überrascht mit kompaktem Packmaß von nur 16,5 x 36 cm und einem Gewicht von 1330 Gramm.

Preislich liegt der Yeti Fusion 750 mit ungefähr 380 Euro im unteren Mittelfeld der Winterschlafsäcke, verspricht somit ein gutes Preis-Leistungsverhältnis und mausert sich so zu unserem Favoriten. Wer einige kalte Nächte im nordkoreanischen Gulag oder im Zelt in heimischen Gefilden draußen verbringen möchte, findet im Fusion 750 einen warmen Begleiter.

Aktuell ist der Yeti Fusion 750 nur noch im Abverkauf zu finden. Der Nachfolger Y by Nordisk Phantom 770 überzeugt mit ähnlichen Daten und ist dazu etwas günstiger.

Nordisk Gormsson -10

Nordisk Gormsson -10 © Gipfelfieber.com

Königlich ruhen im Kunstfaser-Schlafsack, das ermöglicht uns der dänische Hersteller Nordisk und benennt seinen Schlafsack nach Dänenkönig Harald Gormsson. Schlafen tut man in ihm wie ein Baby.

Bei Schneeregen und Schneefall bei bis zu -3°C überzeugt der Winterschlafsack in der Testnacht. Wie ein Daunenschlafsack erwärmt sich die Kunstfaser des Gormsson innerhalb weniger Minuten und es breitet sich eine angenehme Wärme im Schlafsack aus (Komforttemperatur: -6°C; Limit: -10°C; Extrem: -30°C).

Platz ist auch im Nordisk Gormsson genug, um 186 cm und 100 Kilo bequem unterzubringen. Auch das Kopfteil bietet wieder genug Platz für ein Kopfkissen und lässt sich bis auf ein golfballgroßes Loch zuziehen. Der Schlafsack ist wasserabweisend und trocknet selbst nach stundenlanger Beregnung innerhalb von zwei Stunden komplett ab.

In puncto Design und Qualität gibt es bei Gormsson keine Beanstandung, Nordisk hat hier sogar an Linkshänder gedacht und bietet eine Ausführung „links“ an.

Abstriche müssen beim Nordisk Gormsson -10 bei Packmaß und Gewicht gemacht werden. Komplett komprimiert, lässt sich der Schlafsack auf 36 x 25 cm pressen, laut Hersteller ist ein Packmaß von sogar 56 x 28 cm angegeben. Mit 1825 Gramm ist er zudem nicht der Leichteste.

Über diese „Nachteile“ kann man aber bei einem Preis von knapp unter 200 Euro auch hinwegsehen. Der Gormsson von Nordisk ist ein guter Winterschlafsack für Nächte um den Gefrierpunkt, wer beim Packen auf jedes Gramm achtet, muss aber woanders zuschlagen.

Mammut Alpine UL Winter

Mammut Alpine UL Winter © Gipfelfieber.com

Der Mammut Alpine UL Winter ist ein Kunstfaserschlafsack, der bis auf die Füllung weitestgehend identisch zum oben getesteten Mammut Sphere UL Winter-Schlafsack ist.

Beim Design lässt sich Mammut wie gewohnt nicht lumpen und bringt den Schlafsack, in schönem dark indigo (zu deutsch: dunkelblau) mit gelbem Mammutaufdruck. Auch das Packmaß von 22 x 33 cm ist für einen entpackt recht voluminösen Schlafsack schon beeindruckend. Wer allerdings bei der angegebenen -2°C-Komforttemperatur noch nicht friert, bringt wahrscheinlich soviel eigene Isolationsschicht mit, dass er den Slim-Cut Schlafsack nicht mehr zu bekommt.

In der Testnacht konnte der Mammut-Schlafsack von allen getesten Winterschlafsäcken am wenigsten überzeugen. Die Größe L verspricht 195 cm Platz im Sack, von denen nichts zu merken war. 186 cm und 100 Kilo haben den Schlafsack buchstäblich ausgefüllt. Bewegung war im Prinzip nicht möglich und selbst das Schließen des Schlafsacks war ein komplexer Akt, weil einfach kein Platz war.

Bei Kühlschranktemperaturen im Winterraum ließ sich der Schlafsack nicht erwärmen, draußen, bei -5°C und mit Skiunterwäsche, schon gar nicht und so war nach zweieinhalb Stunden völlig durchgefroren die Flucht in den Winterraum angesagt.

Der Mammut Alpine UL Winter ist mit 1600 Gramm nicht der Leichteste, er ist für Größe L sehr eng geschnitten, erwärmt sich schlecht und lässt sich teilweise nur unhandlich bedienen. Für 280 € bekommt man so einen Winterschlafsack, der eher für einen Winter in Ägypten ausgelegt scheint.

Unser(e) Winterschlafsäcke-Testsieger

Die meisten Winterschlafsäcke im Test halten, was sie versprechen, nämlich in erster Linie, Wärme zu liefern. Auch in Punkto Packmaß, Gewicht und Qualität nehmen sich (fast) alle Schlafsäcke nicht viel und unterscheiden sich so oft nur in Details. Dank des Preis-/Leistungsverhältnisses bleibt uns so den Yeti Fusion 750 zum Testsieger zu küren, der mittlerweile aber vom Nachfolgemodell Y by Nordisk Phantom 770 abgelöst wurde. Für Winternächte, in denen die Temperaturen im Plusbereich bleiben, bleibt der Grüezibag Biopod DownWool Subzero der Schlafsack der Wahl. Gehen die Temperaturen zweistellig unter den Gefrierpunkt ist der Y by Nordisk Arctic 1100 die beste Wahl.

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8 Kommentare

  1. Schöne Testübersicht mit kurzen knackigen Test Feedbacks. Ich bin bloß etwas verwundert über das Ergebnis des Alpin UL Winter von Mammut. Ich selbst besitze einen Alpin UL 3 Season und bin bei 3 Grad warm und ohne munter zu werden durch die Nacht gekommen. Hat den Schlafsack vielleicht noch ein anderer aus der Truppe getestet, der mit dem Platzangebot der Schlaftüte besser zurecht kam?

    • Ja, wir haben ihn beide getestet. Ich bin zwei Köpfe kleiner, daher hat mir der Platz gereicht. Aber von der Wärmeleistung komme ich zum gleichen Ergebnis. Kein Vergleich zur Daunenversion.

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