Durch den Staffelgraben: Schmale Pfade und krumme Haken

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Es muss nicht immer hoch hinaus gehen. Hauptsache, es macht Spaß. Unter dem Motto stand die Tour durch den Staffelgraben. Wenn ich nur bei der Planung nicht ein wenig gepfuscht hätte…

Auf schmalen Pfaden durch den Staffelgraben © Gipfelfieber.com
Auf schmalen Pfaden durch den Staffelgraben © Gipfelfieber.com

Ein bisschen später sollte es zur Abwechslung mal losgehen. Am besten so, dass wir pünktlich zurück sind, um die untergehende Sonne am Sylvensteinstausee fotografieren zu können. Klingt nach keinem schlechten Plan für einen freien Tag. Aber weder zeitlich hat`s geklappt und auch von einer Sonne war zu fortgerückter Stunde weithin nichts mehr zu sehen. Wie es nur soweit kommen konnte?

Die Planung

Zig Touren sind dieses Jahr haben wir gemacht und fühlen uns fit und gut vorbereitet. Allzu weit hoch sollte es sowieso nicht gehen, da wir es mal ruhiger angehen lassen wollten. Aber ein bisschen herausfordernd schon. Normalerweise sieht das so aus: Die App ape@map öffnen, grob die Zielregion bestimmen, einen Gipfel raussuchen und entsprechend ein paar Tourenprofile anschauen. Dann steht das normalerweise. Diesmal: Irgendwas gegoogelt, Staffelgraben gelesen, Bilder gesehen, begeistert, Startpunkt festgelegt, fertig. Nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.

Die Tour durch den Staffelgraben ist auch im Wanderführer “Vergessene Steige – Bayerische Alpen” enthalten. Das Buch ist bei Amazon erhältlich.




Die Tour

Die wunderschöne Friedl-Alm © Gipfelfieber.com
Die wunderschöne Friedl-Alm © Gipfelfieber.com

Start ist am westlichen Ende des Sylvensteinstausees, wo man die Zuflüsse über einen Vordamm überqueren kann. Andere Tourenbeschreibungen, die ich natürlich erst im Nachhinein gelesen habe, starten fünf Kilometer weiter in Vorderriß. Ich würde das nicht empfehlen. Aber dazu später mehr.

Direkt nach der Überquerung der Isar muss man sich die Frage stellen, ob man links oder rechts geht. Rechts wäre wohl gescheiter gewesen. Wir gehen natürlich links. Und weil mir der Weg wie ein Umweg vorkommt, will ich lieber direkt gehen und so abkürzen. Keine gute Idee…

Denn auf dem Kamm angekommen, ginge es weglos ziemlich steil nach unten gen Staffelgraben. Also zurück zum Forstweg und auf dem weiter bis zur Friedl-Alm. Hier wartet ein wunderschönes Hüttchen mit einem bombastischen Ausblick, den wir uns bei leicht einsetzendem Regen auch gleich eine halbe Stunde gönnen. Soviel zur Sonne…

Aber weiter: Nach wenigen Metern Forststraße biegt der Weg rechts ab. Es wird minimal wilder bis es rechts über die verfallene Achner-Alm geht. Hier wird es schwer, dem Weg zu folgen und es empfiehlt sich eine App oder ein GPS-Gerät mit eingezeichnetem Weg dabei zu haben.

Kurze Zeit später entdecken wir ihn aber wieder. Der Weg ist teils kaum erkennbar und ein nur ganz schwach und schmal ausgetretener Pfad. Der schlängelt sich erst mäßig, später recht steil hinunter in den Staffelgraben. Schon von oben sieht man den Weg auf der anderen Seite der Schlucht. Unten angekommen, muss erstmal der Bach überquert werden. Da er hier recht flach ist, geht das mit einem beherzten großen Schritt. Oder eben Schuhe ausziehen und durchs kühle Nass waten.

Im Staffelgraben

Weiter geht es auf dem schmalen Weg in Richtung Nord-West. Und der ist wirklich richtig schmal. Zunächst geht es nur wenig hoch und bald auch runter bis zum Wasser. Aber wie! Hier wurden vor vielen vielen Jahren Jahrzehnten Eisenhaken in den Fels getrieben, die es auch braucht, um diese Felsstufe zu überwinden. Wirklich vertrauenserweckend sehen die nicht aus. Noch weniger das Stahlseil. Aber zumindest die Haken haben sich trotzdessen, dass sie teilweise arg krumm waren, recht sicher angefühlt. Es darf ja auch mal ein bisschen abenteuerlich sein.

Fortan zieht der Weg an Höhe an und er windet sich ziemlich steil über dem Staffelgraben empor. Nach links geht es äußerst steil hinunter und Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind daher zwingend erforderlich. Es folgt ein weiteres Stück, bei dem sich der Weg zu einer Felskuppe extrem steil nach oben windet. Allein deswegen würde ich die Tour nicht andersrum empfehlen. Im Aufstieg sind derartige Wege einfach angenehmer.

Auf der Kuppe ist der Weg kurz verschwunden. Es sieht aus, als würde er sich ein stückweit nach unten schlängeln, tut er aber nicht. Tatsächlich geht es auf dem Kamm nach rechts, wo er alsbald auch wieder besser erkennbar ist. Erneut bin ich froh, dass ich die App dabei habe. Der Steig verliert jetzt langsam, aber stetig an Höhe und nach etwa 20 weiteren Minuten erreichen wir das Ende des Staffelgrabens.

Hinüber zum Rißsattel

Und stehen vor der Frage, was wir jetzt machen. Meine ursprüngliche Idee sah vor, weglos auf das Hirschhörndl aufzusteigen und uns von dort einen Weg zurück zu suchen. Soviel zur Planung.

Aber das wird nix: Die Zeit drängt langsam, damit wir den Abstieg nicht im Dunkeln zurücklegen müssen. Die erste Idee: Über den Forstweg bis Jachenau absteigen und dort darauf hoffen, dass uns jemand mitnimmt. Der Nachteil: Bis Lengries sind das schon knapp 13 Kilometer. Von dort bis zum Auto nochmal in etwa soviel.

Also wird die zweite Idee in Angriff genommen: Links halten in Richtung Laineralm, weiter zur Luitpoldalm und über den Rißsattel steil hinab nach Vorderriß. Recht schnellen Schrittes erreichen wir bald die beiden Almen und es fängt an, aus Kübeln zu schütten. In der Ferne donnert es sogar. Wir überlegen sogar kurz, in einer der Almen zu bleiben. Problem: Keiner da! Aber bald hört es auf und wir kommen schnell voran.

Am Rißsattel erwartet uns ein sensationeller Ausblick ins Tal. In einer knappen halben Stunde bringen wir den Steig auch noch hinter uns, können ein paar Gemsen beobachten und erreichen die Mautstraße in Vorderriß. Bis zum Auto warten jetzt noch knapp fünf Kilometer entlang der Straße, denn bei einsetzender Dunkelheit fehlt die Lust, sich einen Weg durch das Isarbett zu suchen. Aber wir haben Glück. Daumen raus. Das erste Auto hält an und chauffiert uns zum Ausgangspunkt. Yes!

Insgesamt sind wir mit einer langen Pause fünf Stunden unterwegs. Kalkuliert hatte ich ursprünglich mit zwei bis drei… Andere Tourenberichte sprechen für die Strecke von sechs bis sieben Stunden, teils sogar mehr. Das halte ich aber für etwas übertrieben.

Fazit

So kann Bergwandern in den Bayrischen Alpen auch aussehen. Der höchste Punkt ist gerade mal 1.217 m hoch. Aber der Weg durch den Staffelgraben ist spektakulär. Grandiose Tiefblicke, Wasserfälle und das Balancieren auf alten Eisenhaken. Im Sommer muss es übrigens noch mehr Spaß machen, denn dann kann man sich in den unzähligen Gumpen ein kühles Bad gönnen. Auch wenn die Tour nicht ohne ist, würde ich sie uneingeschränkt weiter empfehlen. Mit Kindern aber vielleicht nur, wenn sie schon bergerfahren sind.


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